Ein Daumenzeig eines SS-Arztes bestimmt – wer direkt in die Gaskammer geht oder wer sich zu Tode arbeiten darf. 1,1 Millionen wurden im Rassenkrieg der Nazis in Auschwitz ermordet. Mich fröstelt es noch immer, wenn ich an die Berge von Koffer und Haare der vergasten Frauen denke, die ich bei meinem ersten Besuch in der Gedenkstätte gesehen habe.
Was ist die geeignete Reaktion angesichts von Völkermord? Wie sieht moralischer Protest bei Verbrechen, die kaum in Worte zu fassen sind, aus?
Eine kurze Zusammenfassung der Doku aus meiner Sicht.
Ich habe mir auf ARTE diesen Film angesehen. Spätestens ab 1944 hatten die Allierten gesicherte Dokumente über die Geschehnisse in Auschwitz. Sie wussten vor der Deportation der ungarischen JüdInnen Bescheid über die industrielle Tötungsmaschinerie der Nazis.
Die Nazis führten zwei Kriege – einen Weltkrieg und einen Rassenkrieg. Der Weltkrieg befand sich in der entscheidenden Phase. Normandie, Pazifik – wichtige Schauplätze, wo es galt die Nazis und ihre Verbündete zurück zu drängen. Als Churchill davon erfuhr nannte er es ein “Namenloses Verbrechen” – der Begriff Holocaust wurde erst später eingeführt. Er wollte Langstreckenbomber mobilisieren und gab den Auftrag dies zu prüfen.
Wie politische Empörung zeigen?
Es entbrannte ein kontroverse Diskussion in Israel, USA und England inwieweit es möglich und vertretbar ist, das Risiko einzugehen, dass das Lager selbst von den Bomben getroffen wird und dabei tausende Menschen ums Leben kommen, die man eigentlich retten will.
Das US-Kriegsministerium hatte Zweifel am Erfolg der Bombardierung. Ausreden wurden gesucht, um nichts unternehmen zu müssen. Eine teilweise antisemitische Bürokratie spielte auf Zeit. Die BBC unterdrückte Berichte anderer befreiter Lager, um das Thema nicht in den Medien zu haben. Nach dem vollständigen Bericht im November 1944 schreibt die Washington Post erstmals von “Völkermord”. Trotzdem immer wieder die Ablenkung der Militärs – Aktionen in Auschwitz seien in der Kompetenz der Sowjets. Das wesentliche Kriegsziel der Engländer und Amerikaner war die IG-Farben-Fabrik in der Nähe des Lagers.
Am Ende des Films fragte ich mich “Welche Logiken bringt der Krieg mit sich?” In Wirklichkeit hatten die Nazis im Vorfeld weltweit Unterstützung – einen ausgeprägten Antisemitismus, der bis heute wirkt und vorhanden ist. Dann politische Strategien, die Menschen untereinander ausspielt, die von “Besseren” und “Schlechteren” spricht. Die, die nur nur die Symptome bekämpfen und nicht die Ursachen.
Aber dieses Nachdenken darüber beantwortet trotzdem die Frage nicht – Was TUN, wenn es trotzdem geschieht?
Buchtipp
Rudolf Vrba: Ich kann nicht vergeben. Meine Flucht aus Auschwitz. Schöffling & Co, Frankfurt/M. 2010. 496 Seiten, 28 Euro
Pflanzen aus der Asche der Opfer
75 Jahre Befreiung von Auschwitz
Kurier am 22.1.2020
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Der Standard am 22.1.2020
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