Hermagor/Šmohor – Orte des (Nicht-) Erinnerns? – 2. Teil – Heim ins Reich – Deportation der slowenischsprachigen Bevölkerung

Nun zum zweiten Teil unseres Rundganges in Hermargor. vom Friedhof gehen wir Richtung Zentrum der Stadt.

Das nationalsozialistische Regime sah in der slowenischsprachigen Bevölkerung “Staatsfeinde” und “Unmenschen”. Mittelfristig sollte alles Slowenischsprachige aus Kärnten verschwinden. Das Ziel der Nazis gab Hitler 1941 persönlich vor: “Macht mir das Land deutsch!” 

Im April 1942 wurden mehrere kärntner-slowenische Familien aus der Gemeinde Hermagor zwangsausgesiedelt oder deportiert. Die lokale Hauptverantwortung dafür trug der nationalsozialistische Kreisleiter von Hermagor Julian Kollnitz, der im Zuge der Entnazifizierung 1949 zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde.1

In einem Bericht von ORF-Kärnten2 wird das Buch3 von Bernhard Gitschtaler „Ausgelöschte Namen“ vorgestellt.

200 Biographien von NS-Opfern, unter ihnen Kärntner Slowenen, Juden, Homosexuelle, Geistliche, politisch Verfolgte, Widerstandskämpfer und Euthanasie-Opfer, konnte das Team um den jungen Politikwissenschaftler Bernhard Gitschtaler in dreijähriger Forschungsarbeit rekonstruieren.

Nach der Deportation von slowenisch-sprachiger Familien (mindestens elf bzw. 50 Personen) aus dem Gailtal (1942) war es das Ziel der NS-„Bevölkerungspolitik“, „volksdeutsche“ KanaltalerInnen auf den leer stehenden slowenischen Höfen anzusiedeln („Heim ins Reich“). Für KanaltalerInnen, die im Kanaltal keinen eigenen Hof hatten (also ArbeiterInnen) wurde die sogenannte „Neue Heimat“ gebaut.

In Hermagor waren dies 44, damals sehr moderne Wohnungen, in denen auch ein Teil der lokalen NS-Elite residierte4.

Auf der Homepage5 der Landeswohnbau Kärnten steht in der Firmengeschichte zum Jahr 1939: „Bereits im Jahre 1939 wurde die Kärntner Heimstätte und die Neue Heimat im Jahre 1940 für den Bau und die Betreuung von Kleinwohnungen und zur Förderung der Wohnbaupolitik im deutschen Sprachraum gegründet. Erste Bauten entstanden in Klagenfurt, Villach, Spittal/Drau und Wolfsberg für die Umsiedelung der Kanaltaler.“

Für eine Wohnbaugenossenschaft, braucht es eine andere Geschichtsdarstellung ihrer Gründungsjahre, die derart vom Nationalsozialismus belastet sind.


Quellenverzeichnis

  1. Wikipedia zu Hermargor ↩︎
  2. ORF-Kärnten am 16.10.2015, Neues Buch: NS-Opfer im Gailtal, Veröffentlichung09/2015 , ISBN: 978-3-7013-1234-4 , Preis€ 29,00 , E-Book: € 23,99 ↩︎
  3. Bernhard Gitschtaler, „Ausgelöschte Namen“, Otto Müller Verlag, 383 Seiten gebunden, ↩︎
  4. Erklärung im Adventure Lab „Orte des (Nicht)-Erinnerns von idefix ↩︎
  5. Landeswohnbau Kärnten – Firmengeschichte – unsere Unternehmungsentwicklung ↩︎

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