Jugoslawische Gedenkstätte in Botn

Jugoslawische Gedenkstätte in Botn Inschrift - kleinInschrift bei der Gedenkstätte in Botn zur Erinnerung an die Jugoslawischen Kriegesgefangenen, die in Nordnorwegen, die von den Nazis beim Straßenbau getötet wurden. Position: N67°28’39.08″ , E15°28’32.68″

Hier ist im Jahre 1953 ein Sammelfriedhof für die in Nordnorwegen begrabenen jugoslawischen (überwiegend serbischen) Kriegsgefangenen angelegt worden.(1)

Als Norwegen 1940 durch die Deutschen okkupiert wurde, endete die Eisenbahn nordwärts in Mosjoen. Die Strassen, soweit vorhanden, befanden sich in einfachem Zustand und wurden häufig durch Fährstrecken unterbrochen. Der deutsche Oberbefehlshaber in Norwegen, General von Falkenhorst, forderte 145’000 Mann für den Fortsetzungsbau der Bahnstrecke bis nach Kirkenes in der norwegischen Provinz (Fylke) Finnmark. In einer ersten Etappe wollte man sich auf den

Jugoslawische Gedenkstätte in Botn - kleinAbschnitt Mosjoen Narvik konzentrieren, wozu 1942 durch die Organisation Todt ca. 30’000 Kriegsgefangene aus Russland, Polen und Jugoslawien herantransportiert und in Barackenlagern hinter Stacheldraht und Wachtürmen interniert wurden. Die Behandlung durch die SS-Wachmannschaften war grausam, Essen und Bekleidung für diese nördlichen Breitengrade ungenügend. Gemäss der Parole Vernichtung durch Arbeit wurde durch die Besatzer der Tod vieler Gefangener bewusst einkalkuliert, da an menschlichem Nachschub anfangs kein Mangel bestand. Auf dem heute in Betrieb stehenden Abschnitt Mosjoen-Fauske kamen insgesamt über 11’000 Zwangsarbeiter zum Einsatz von denen etwa 1200 den Tod fanden. Besonders schlimm waren die Zustände in den Lagern für serbische Partisanen. Jugoslawische Gedenkstätte Grabstein - kleinAm 14. Juli 1943 erschoss ein Wachposten bei Rognan den Gefangenen Milos Banjac bei einem Fluchtversuch. Mit dem Blut malte der Bruder des Toten ein Kreuz auf den Felsen, wodurch der Begriff Blodveien (Blutweg) entstanden ist. Wer nicht spurte wurde beschimpft, geschlagen, getreten. Arbeitsunfähige Gefangene wurden regelmässig liquidiert. Die beiden täglichen Mahlzeiten bestanden aus nur wenig Brot am Morgen und nach 12 Stunden auszehrender Knochenarbeit einer dünnen Kohlsuppe am Abend. Tagsüber mussten die Zwangsarbeiter zusehen wie ihre Bewacher sich sattassen. Gearbeitet wurde auf den Baustellen mit primitiven Gerätschaften die viel Muskelkraft erforderten. Waren die Wachposten mit dem Einsatz der Gefangenen unzufrieden wurde dies gemeldet. Als Strafe gab es im Lager Stockschläge und Auspeitschungen. Wurde ein Gefangener mehrfach auf diese Weise gequält war sein Leben meist bald beendet. Um Läuse abzutten trieb man die Gefangenen ins eisige Meerwasser, eine Tortur die nicht alle überlebten. Für Fluchtversuche gab es kollektive Hinrichtungen. Im Gefangenenlager Botn bei Rognan wurden vor Weihnachten 1942 und danach im Winter 1943 an einem einzigen Tag 75 bzw. 50 Gefangene gettet. Vor Fluchtversuchen standen Stacheldraht, Scheinwerfer, Maschinengewehre, scharfe Hunde, weite Hochebenen und hohe Berge. Jugoslawische Gedenstätte Frontansicht-kleinZudem machten unzureichende Ausrüstung und der Mangel an Lebensmitteln eine Flucht nahezu unmöglich. Die Entfernung zur Grenze des neutralen Schweden betrug etwa 40 Kilometer. Aus den Lagern im Saltdal konnten in drei Jahren etwa 30 Gefangene nach Schweden entkommen. Ohne Unterstützung der norwegischen Bewohner wären es noch weniger gewesen. Flüchtlinge wurden unter Lebensgefahr über Nacht aufgenommen und versteckt, erhielten Lebensmittel und wurden mit dem Allernotwendigsten ausgestattet. Ortskundige Führer begleiteten sie dann bis zur Grenze. Wenn sie vor Meldung an Vorgesetzte sicher sein konnten, schauten gutherzige Bewacher manchmal weg und liessen es zu, dass Einheimische den ausgemergelten Gefangenen auf dem Arbeitsweg Brot, Kartoffeln und Fisch zusteckten. Gleiches galt für das Auflesen von unterwegs deponiertem Proviant. Zu den Spendern zählte auch Julie Johansen die nur 150 Meter vom Lager Botn bei Rognan entfernt wohnte. Sie half so oft sie konnte und nicht nur mit Lebensmitteln. Wenn die Arbeitskolonnen an ihrem Haus vorbeikamen und sie Brutalitten der Bewacher feststellte schritt sie dagegen ein. Wie durch ein Wunder geschah ihr nichts und bald wurde sie Mutter der Jugoslawen genannt. Gedenkbuch-kleinFür ihren Mut und ihre Menschlichkeit wurde sie nach dem Krieg durch Präsident Tito mit einem Orden geehrt. Doch existieren auf norwegischer Seite auch dunkle Kapitel. Verblendet von der nationalsozialistischen Ideologie gab es meist junge Norweger die sich als Bewacher unter SS-Kommando einstellen liessen. (2)

Quellenverzeichnis:

(1) Dokumentationsstelle Dresden
(2) Der Bau der Polareisenbahn in Norwegen während des Zweiten Weltkrieges – Von Jürg Streuli