Zeitzeugengespräch mit Peter Gardosch anlässlich des Holocaust-Gedenktages, 27. Januar 2022
Herzlichen Dank an die Verantwortlichen der Gedenkstätte in Dachau für ihre Initiative.
Anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar findet ein digitales Zeitzeugengespräch mit Peter Johann Gardosch statt, der als Jugendlicher in Kaufering, einem Außenlager des KZ Dachau, inhaftiert war. Das Gespräch wird von Frau Dr. Hammermann, Leiterin der KZ Gedenkstätte Dachau, moderiert und beginnt um 18 Uhr auf dem YouTubeChannel der KZ-Gedenkstätte.
Peter Gardosch wurde am 8. November 1930 in Neumarkt am Miresch in Siebenbürgen, Ungarn, als Sohn einer jüdischen Familie geboren. Nach dem Einmarsch der Deutschen wurde die Familie im Juni 1944 nach Auschwitz deportiert. Peter entkam der Selektion, weil er einen großen Mantel trug und sich drei Jahre älter ausgab. Seine Mutter, Schwester, Großmutter und Großvater wurden vermutlich noch am selben TAg in der Gaskammer ermordet.
Er blieb mit seinem Vater 19 Tage in Auschwitz und beiden drohte angesichts der geringen Essensrationen der Tod. Deshalb riskierten sie eine freiwillige Meldung zu einem neuen Arbeitskommando und wurden nach „Kaufering III“ gebracht, ein Außenlager des KZ Dachau. Die Arbeit in den Kauferinger Lagern war mörderisch – für die Rüstungsindustrie mussten unter anderem Bunker gebaut werden oder Straßen, Panzergräben etc. Die meisten (fast ausschließlich jüdischen) Häftlinge überlebten die Torturen nur wenige Wochen. Gardosch hatte erneut Glück – ein SS-Mann wählte den Jungen, weil er Deutsch sprach, zu seinem Gehilfen. Das schützte ihn vor der schweren Arbeit und rettete ihm wohl das Leben.
Als das Lager evakuiert wurde und Peter Gardosch mit seinem Vater auf den Todesmarsch musste, nutzten beide eine günstige Gelegenheit und flohen mit anderen zusammen. Bis zur Befreiung wurden sie in einem Kloster in Fürstenfeldbruck versteckt. Nach dem Krieg kehrte Gardosch erst nach Ungarn zurück und wanderte dann 1963 nach Israel aus. Er kehrte aber wieder nach Deutschland zurück und wurde Unternehmensberater. Erst spät begann Petger Gardosch über seine Erlebnisse zu sprechen und hat inzwischen zwei Bücher veröffentlicht: „Die Wiedergutmachung“ (2011) und „Mit 13 durch die Hölle“ (2019).