Der Karnische Höhenweg (Wegnummer 403)
Ein Artikel von Peter Drizhal
Der Karnische Höhenweg schlängelt sich gut 150 km entlang der österreichisch-italienischen Grenze von Sillian im Hochpustertal bis nach Arnoldstein in Kärnten.
Im September wanderten Uschi und ich 4 Tage am Karnischen Höhenweg, der seine Existenz dem Ersten Weltkrieg verdankt als der Dreibund zwischen Italien, Österreich und dem Deutschen Reich zerbrach und daraufhin ab 1915 der Gebirgskrieg in den Karnischen Alpen begann.
Zur Vorbereitung dieses Krieges wurden beiderseits der Staatsgrenze an die 20 Kriegsseilbahnen errichtet, um Versorgungswege anlegen zu können, an denen Geschützstellungen, Kasematten ( durch starkes Mauerwerk und Aufschüttung von Erde gegen feindlichen Beschuss gesicherter Raum, Gewölbe), Gänge, Unterkünfte und später auch Friedhöfe errichtet wurden.
Heute zeigen diese Steiganlagen, Schützengräben, Stellungen, Bunker und Friedhöfe am Wanderweg von den Kriegsjahren und sind heute noch sichtbare Mahnmale für die Gräuel dieser Zeit. Schneereiche Winter mit Lawinen, Kälte und Hunger forderten ebenso Opfer wie Treffer der feindlichen Schützen.
Ehemalige Kriegsschauplätze wurden zu Orten der Begegnung
Die DOLOMITENFREUNDE – ein von Prof. Walther Schaumann 1973 gegründeter gemeinnütziger Verein – begannen 1973 verfallene Steige entlang der Gebirgsfront 1915-1917 mit Hilfe von Freiwilligen wieder herzurichten und als Friedenswege (Vie della Pace) begehbar zu machen, nach dem Motto
– Wege, die einst Fronten trennten, sollen uns heute verbinden!
Ebenso entstanden in den Dolomiten und den Karnischen Alpen Freilichtmuseen, eines der bekanntesten findet man am Plöckenpaß, oben am Kleinen Pal. Unten in Kötschach Mauthen befindet sich im Rathaus das sehr beeindruckende und nachdenklich machende „Museum 1915 bis 1918“.
Höchstgelegener Soldatenfriedhof Mitteleuropas
Am 1. Tag unserer Wanderung kamen wir zum Hochgräntensee, an dessen nördlichem Ufer sich auf 2.429 m der höchstgelegene Soldatenfriedhof Mitteleuropas befindet.
Hier am Hochgräntenjoch befand sich eine Stellung österreich-ungarischer Soldaten. Vier Gefallene eines heftigen Angriffs vom 6. September 1915 fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Die Anlage wird vom Jägerregiment Lienz betreut und gepflegt.
Weg des Friedens
Der Friedensweg entlang des Karnischen Kamms verläuft zum Großteil auf den damals angelegten Versorgungswegen und ist heute Symbol für ein friedliches Miteinander. Hier hat die Geschichte sichtbare Spuren hinterlassen, über die man sich gerade beim Wandern ganz gut Gedanken machen kann. Und das ist gut so, denn: „Vergessen birgt die Gefahr der Wiederholung.“
Quellennachweis:
Wikipedia (Karnischer Höhenweg), Bergauf Magazin 2.2018, Bergwelten: Tiroler Gailtal – Über Grenzen hinweg (April 2018), www.dolomitenfreunde.at
Danke an Peter und Uschi für die tollen Fotos und die aufmerksamen Beobachtungen, die diesen Artikel ermöglichten.