Bei einem Rundgang in Passau entdeckten wir eine Büste am Donaukai von Emerenz Meier. Sie war eine engagierte Frau aus dem Bayrischen Wald, die als geborene Wirtstochter anfangs des 20 Jhdt. in Passau die Künstlerkneippe “Zum Koppenjäger” führte. Zu dieser Zeit herrschte große wirtschaftliche Not in Deutschland und viele Familien wanderten aus. 1906 folgte Emmerenz mit ihrer Mutter dem Rest der Familie nach Chicago. Die harten Bedingungen des Überlebens ließen wenig künstlerische Arbeit zu. Ihre Sympathien für den Kommunismus und ihre Abneigung gegen Kapitalismus und Kirche drückte sie auch in scharfer Kritik an den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen in Europa und in den USA aus. Von ihr stammen die Worte
Hätte Goethe Suppen schmalzen, Klöße salzen,
Schiller Pfannen waschen müssen,
Heine nähe, was er verrissen, Stuben scheuern, Wanzen morden,
ach die Herren, alle wären keine großen Dichter worden.
Emerenz Meier starb als eine bedeutendsten Volksdichterinnen am 28. Februar in Chicago.
Geburt am 3. Oktober 1874 in Schiefweg – heute ein Ortsteil von Waldkirchen in Niederbayern. Als gute Schülerin verfasste sie bald kleine Geschichten und Gedichte. 1893 wurde in der Passauer Donauzeitung ihre erste Erzählung der Juhschroa veröffentlicht, die sie heimlich eingesandt hatte. Im Herbst 1896 erschien ihr einziges Buch in Königsberg “Aus dem Bayrischen Wald”.
Nach der Auswanderung siedelt sich Emerenz im deutschen Viertel in Chicago an. 1907 heiratet sie Josef Schmöller, der zwei Jahre nach der Geburt des Sohnes 1910 an Tuberkulose verstarb. Anfangs hielt Emerenz Meier noch Vorträge in deutschen Vereinen und verfasste Kurzgeschichten und Gedichte für deutschsprachige Zeitschriften, aber zu Wohlstand führte das nicht. In zweiter Ehe heiratete sie den Schweden John Lindgren.
Ihre Kritik an den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen in Europa und Amerika wurden durch den Ersten Weltkrieg verschärft. 1919 konnte sie wieder Kontakt in ihre Heimat aufnehmen. Mit Geld- und Sachspenden versuchte sie, die Not im Bayrischen Wald zu lindern, obwohl sie selbst nur wenig hatte. In der Zeit der Prohibition in den USA braute sie in Chicago Bier für ihre Landsleute und den eigenen Bedarf.
Ihr literarisches Werk:
Texte von ihr erschienen in Zeitschriften wie Simplicissimus und Die fliegenden Blätter. Auch in Zeitungen und Kalendern wurden ihre knapp gehaltenen Geschichten und Gedichte veröffentlicht. Unter LiteraturfreundInnen galt sie als Naturtalent und sehr befähigte Darstellerin ihrer bäuerlichen Heimat. Emerenz hatte auch den Mut, den es als Frau brauchte, in der damals ausschließlich von Männern dominierten Gesellschaft, sich zu behaupten. Dafür wurde sie oft verspottet und beschimpft.
In ihrer ehemaligen Heimat Waldkirchen gibt es eine Emerenz Meier Mittelschule. Im Wirtshaus zur Emerenz in Waldneukirchen wird im angegliederten Museum ihr eigenständiger Platz in der bayrischen Literaturgeschichte aufgezeigt. Die Ausstellung “Born in Schiefweg” erzählt auch die Geschichte der Auswanderung aus dem Bayer- und Böhmerwald nach Amerika.
Mehr zu den Werken von Emerenz Meier
Quellenangaben:
Wiki – https://de.wikipedia.org/wiki/Emerenz_Meier
Wirtshaus zur Emerenz – https://www.wirtshaus-zur-emerenz.de/Das-Haus/