Verband der Bäckerarbeiter Österreich

Gesangssektion Wien
Gedenkschrift zum fünfundzwanzigjährigen Bestand 1885 – 1910

Wenn nach nächt’gen Frondienst
Ein froher Tag und blüht,
Tön’ zum Trutz der Knechtschaft
Der Freiheit hehres Lied

Karl Wondrak war der Verfasser und Josef Scheu hat die Musik zum Wahlspruch der Bäcker komponiert

Ein Kapitel der Broschüre beschäftigt sich mit den Zensurschikanen durch die Wiener Polizei

Der liebevollen Aufmerksamkeit der Wiener Polizei bei der Sängerfahrt nach Salzburg im Jahre 1887 haben wir bereits gedacht, ebenso des verbotenen Festes vom Ostermontag 1889, wo am Ostersonntag Genösse Richthammer zur Polizei zitiert und ihm mitgeteilt wurde, dass das Fest aus öffentlichen Rücksichten verboten sei. Es wurde ihm ein anonymer Brief gezeigt, in dem es hiess, dass die Veranstalter des Festes das Geld unter sich teilen und versaufen, und das genügte der Wiener Polizei schon, um das Fest zu untersagen. Verboten wurde am l. September 1889 auch die Abhaltung der Lassallefeier im Dreherpark aus öffentlichen Rücksichten, auch dort hätten unsere Genossen mitwirken sollen. Besonders verzeichnet muss aber werden, dass anfangs der Neunzigerjahren bei allen unseren Festen untersagt war, die gedruckten Liedertexte an die Festgäste zu verteilen, obwohl dies anderen Vereinen, wie zum Beispiel dem Sängerbund der Bäcker Wiens, der ja immer am gleichen Tag ein Fest veranstaltete, anstandslos gestattet war. Die vorhandenen Programme wurden kurzweg konfisziert. Um dem zu begegnen, wurde das ganze Programm als Beilage zur „Bäckerzeitung” gedruckt und so den Genossen Gelegenheit geboten, dasselbe schon vor den stattfindenden Feste zu besitzen. Damit war dem Zensor ein Schnippchen geschlagen und er lenkte schliesslich ein. Am 11. Oktober 1891 fand beim Klein in Hernals ein Fest anlässlich des vierjährigen Bestandes der „Bäckerzeitung” statt. Der Chor „Der Freiheit eine Gasse” von Josef Scheu wurde verboten. Hintereinander erfolgten nun die Verbote von den Chören „Normannssang”, „Ein armer Mann, ein braver Mann , „Die Arbeit”, „Erinnerung an Krähwinkels Schreckenstage”, vom „Lied der Arbeit” wurde die vorletzte Strophe verboten. Der Staat wackelte bedenklich, wenn damals einChor mit freiheitlichem Text gesungen werden sollt, und zeigt unser Archiv viele Spuren des Rotstiftes aus jener Zeit.


Mitglieder des Vereins Rote Spuren bekommen gerne ein pdf der Broschüre zugesendet.

Ein Gedanke zu „Verband der Bäckerarbeiter Österreich

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