Erfurt 9 Uhr morgens, am Vorplatz des Ausstellungsgebäude über die Firma Topf und Söhne sammeln wir uns für eine gemeinsame Führung. Vor uns ein mehrstöckiges graues Gebäude mit der Aufschrift auf der Vorderseite „für sie beschäftigt,…“.
Am Vorplatz ein Modell des ehemaligen Werksgeländes der Firma Topf & Söhne. Auf der anderen Seite des Vorplatzes eine Tafel mit Briefen zwischen SS und der Firmenleitung. Erste Ahnungen entstehen bei uns was uns erwartet.
Was ist nötig, um im NS-System weiter Gewinne einzustreifen? Zwischen Anpassung und eigenen Firmeninteressen.
Gleich zu Beginn der Führung im Museum und ehemaligen Verwaltungsgebäude der Firma Topf & Söhne wurde betont, dass wir uns an einem Täterort befinden. Die Frage der Täterschaft wird in der Ausstellung in Folge differenziert behandelt: Die Firmeneigentümer waren keine dezidierten Nazis, dennoch ging die Firma freiwillig einen Vertrag mit der SS zum Bau von Verbrennungsöfen für zahlreiche Konzentrations- und Vernichtungslager ein. Dabei wird gezeigt, dass Handlungsspielräume bestanden. Am Beispiel einzelner Mitarbeiter wird die aktive Involvierung in den Vernichtungsapparat des NS dargestellt.
Elisabeth Luif
Während der Führung habe ich mich mehrmals gefragt – „Was war die Triebfeder des Ing. Kurt Prüfer und seinen HelferInnen für die Entwicklung industrieller Massenverbrennung von grausam getöteten Menschen?“
War es ideologische Überzeugung? War es technischer Wahnsinn, um seine Ingenieursleistung darzustellen? Das Streben nach Ruhm und Anerkennung um jeden Preis? Welche Gegengeschäfte mit der SS und Nebenabsprachen gab es?
Gewinnbringende Geschäfte mit der Massenvernichtung von Menschen
Nur Kurt Prüfer als den “Schuldigen” darzustellen wäre zu leicht – in der Ausstellung heißt es:
“Die Vernichtung von Menschen war im Nationalsozialismus keine vorübergehende Erscheinung. Sie war, so erkannte man bei Topf & Söhne, offensichtlich auf Dauer und Ausweitung angelegt. Ohne Auftrag, aus freien Stücken, erfanden Ingenieure der Firma noch effizientere Vorrichtungen zur Beseitigung von immer mehr Menschen.”
Sie eilten in ihren Entwürfen den Anforderungen der SS weit voraus. Die Aussteller meinten, die Firma hätte wenig ökonomischen Gewinn daraus bezogen. Ich halte dem entgegen, dass sie mit der Produktion der Muffelöfen als kriegswichtiger Betrieb eingestuft wurden. Dafür wurden ihnen 600 ausländische Zwangsarbeiter zur Verfügung gestellt, denen sie keine Löhne nach geltendem Recht bezahlen mussten und wo Ausbeutung an der Tagesordnung stand.
Eine Rechnung des Todes
Industrielle Verwertung der Toten
Es sollte auch nicht die geringste Spur von menschlichen Leben übrig bleiben.
Von dem ganzen Transport ist nur ein kleiner Haufen ausgebrannter Knochenstücke und Asche übrig geblieben, der in der Grube auf einer Seite niedergelegt wurde. Danach wurden sie hinausgeworfen und verstreut und dann mit (Erde) bedeckt, wonach auf der eingeebneten Oberfläche (Bäume gesetzt) wurden.
Aus den heimlichen aufzeichnungen von Lejb Langfuß – Häftling des Sonderkommandos, vermutlich Ende 1944 von der SS ermordet