Gewerkschaft der Eisenbahner im Bezirk Braunau vor und in der 1. Republik und bis 1945

Dieser Artikel ist eine Sammlung verschiedener Recherchen. Er ist weiterhin in Arbeit und es werden neue Inhalte eingefügt. Folgende Kapitel umfasst die derzeitige Sammlung:

  • Eisenbahnerversammlungen in Braunau von 1896 bis 1931
  • Sozialdemokratische Eisenbahner bei den WAHLEN
  • 25jähriges Mitgliedsjubiläum im April 1927
  • Der Tod vom Genossen Steininger im März 1925
  • Mattighofen- Mai 1923 – Todesfall beim Verschub
  • Behandlungsstelle für lungenkranke Eisenbahner aus Braunau in Grieskirchen
  • Mattighofen – März 1927 – 80 illegale Militätgewehre durch Eisenbahner entdeckt
  • Eisenbahner im Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Eisenbahnerversammlungen in Braunau

Sozialistische Wühlarbeit 1896 in Braunau am Inn durch die Genossen der Eisenbahner1

Die Reaktion in der Arbeiterzeitung auf diesen Artikel – Jugendliche Schreibart und ausgewachsene Niedertracht.2

Auflösung 1897 des Verband der sozialdemokratischen Eisenbahn – Arbeiter – Vereine durch die Habsburgerbürokraten und grosse Zufriedenheit bei den Konservativen in Braunau.3


Anfeindungen und „Herunterschreiben“ der sozialdemokratisvhen Eisenbahnerversammlung von 1910 in Braunau durch die Neue Warte am inn4

Zur sozialistischen Volksversammlung am Volksfestplatze in Braunau.

In bescheidener Weise kündigten für letzten Sonntag rote Plakate eine öffentliche Versammlung unter freiem Himmel am Volksfestplatze an. Eine Volksversammlung hieß es, soll es werden, leider blieb das Volk aus. Auf der Tagesordnung stand: Die Lebensmittelteuerung und die politische Lage. Als Referenten waren angekündigt der Abg. Wimmer, der sich in seiner Freizeit nebenbei auch Lehrer ist, und eine rote Dame aus Wels. – Tomaschek heißt sie, wenn wir nicht irren. Um 3 Uhr hätte die Versammlung eröffnet werden sollen. Da bis dorthin jedoch noch gar niemand erschienen war, so wartete man noch eine Viertelstunde zu. Um diese Zeit nun eröffnete der Eisenbahner Wimmer die Versammlung, schlug seine Wenigkeit als Vorsitzender, den Eisenbahner Kotzian als Stellvertreter und den Eisenbahner Kinninger als Stellvertreter vor. Die Abstimmung über Künninger als Stellvertreter ergab ein heiteres Resultat. Auf die Aufforderung, den Vorschlag anzunehmen reagierten nur wenige, höchstens 20 Mann. Bei der Gegenprobe rührte sich gar nichts und so konnte Herr Wimmer seinen Vorschlag als einstimmig angenommen unter den witzelnden Bemerkungen der Anwesenden verkünden. Nun kam der Genosse Hasner zum Worte. In den Landtagsverhandlungen und auch sonst hatte sich Herr Hasner den Ruf eines guten Redners geholt. Diesmal ließ ihn aber seine rednerische Begabung im Stiche. Was er sagte, waren lauter veraltete Phrasen und längst abgedroschene und verbrauchte – (weiter im Artikel durch das Original in Neuen Warte am Inn)

Versammlung sozialdemokratischer Eisenbahner 19135

Braunau, 16. Juli. Die sozialdemokratische Eisenbahnerortsgruppe Braunau hielt am 14. d. M. in Finks Kellersaal eine freie Eisenbahnerverammlung ab mit der Tagesordnung: “Die Behandlung der Forderungen der Eisenbahner im Parlament, die etappenweisen Aufbesserungen der Stellungnahmen hierzu.” Die Versammlung war von zirka 30 Personen besucht. Der Berichterstatter, Genosse Lomitsch aus Wien, sprach zwei Stunden lang, aber über den angekündigten Gegenstand vielleicht kaum zehn Minuten. Seine ganze Rede war ein Geschimpfe über die Deutschnationalen, den Nationalverband,  den Reichsbund deutscher Eisenbahner Österreichs und die Christlichsozialen mit dem bekannten sozialdemokratischen Rednerschwung und Durcheinander von Gedanken, Wünschen und Beschwerden.


Generalversammlung am 27. Mai 19176

Am Sonntag, den 27. Mai, fand in den Saallokalitäten des Herrn Fink die Generalversammlung der Ortsgruppe Braunau a. J. des Allgemeinen Rechtsschutz- und Gewerkschaftsvereines statt. Um 2 Uhr eröffnete Genosse Wimmer die sehr gut besuchte Versammlung und erstattete den Tätigkeitsbericht der Ortsgruppe vom verflossenen Jahre. Trotz der großen Not, mit welcher die Eisenbahner zu kämpfen hatten, sind sämtliche Mitglieder dieser Ortsgruppe treu geblieben. In Abwesenheit des Kassier erstattete dessen Stellvertreter den Rechenschaftsbericht, welcher mit Befriedigung zur Kenntnis genommen wurde. Genosse Klinger erstattete den Bericht über die Kontrolle, worauf dem scheidenden Ausschuß das Absolutorium erteilt wurde. Das Wahlergebnis war folgendes:

  • Hans Kotzian, Obmann;
  • Josef Wimmer, Stellvertreter;
  • Matthias Besendorfer, Kassier;
  • Johann Koller, Stellvertreter;
  • Rudolf Gneiger, Schriftführer;
  • Andreas Gallauer, Stellvertreter;
  • Johann Glas und Johann Huber, Kontrolle;
  • Michael Schatz, Bibliothekar;
  • Georg Wagner, Stellvertreter;
  • Auschuss: Friedrich Klinger, Johann Pichler, Ferdinand Diermeyer und Georg Bachleitner.
  • Streckenvertrauensmänner: Strecke Braunau -Ried: Weikenkas und Klingersberger; Strecke Braunau am Inn: Kraster.

Hierauf erstattete Genosse Ehart aus Linz ein gediegenes Referat über die Lage der Eisenbahner und deren Pflichten während und nach dem Kriege. Genosse Ehart brachte auch einen ausführlichen Bericht über die geforderten Verbesserungen und die unübersehbaren Bedürfnisse. Ehart kam auch auf die Wichtigkeit der Arbeiterpresse zu sprechen und forderte die Versammlung auf, mitzuwirken, dass unsere Presse, welche allein die Interessen der Arbeiterschaft vertritt, immer mehr Einfluß gewinne. Die 1½-stündige Rede des Genossen Ehart wurde mit großem Beifalle belohnt. Sodann forderte Genosse Wimmer die Versammelten zur regen Mitarbeit zum regen Ausbau des Vertrauensmännerinstitutes auf. Die Versammlung. Zuschriften sind zu richten an Hans Kotzian, Vorsitzender der I. I. Staatsbahn, Braunau am Inn, Auergasse.


1917 am 29. Juni Mitgliederzusammenkunft der Eisenbahner des Innviertels im Gasthause des Herrn Franz Binder in der Station Obernberg – Altheim7

Eine zwanglose Zusammenkunft der Mitglieder des Allgemeinen Rechtsschutz- und Gewerkschaftsvereins, Ortsgruppe Braunau am Inn, zu welcher Genosse Kotzian aus Braunau erschienen war und ein sehr gediegenes Referatberstattete. Ausgehend von der Ermordung des Thronfolgerpaares am 28. Juni 1914 und der Kriegserklärung an Serbien am 29. Juli 1914, schilderte Genosse Kotzianin bewegten Worten die furchtbaren Mühsale und Entbehrungen, die dieser schreckliche Krieg mit sich gebracht hat, und die heutige Notlage der Eisenbahner. Der Redner kam dann auf die letzten Zugeständnisse des K.k. Eisenbahnministeriums zu sprechen, wobei ernachwies, dass es für die heutigen Verhältnisse wieder viel zuwenig sei. Dann kam er auf den Ausbau der Orga^nisation zu sprechen, wie wir Glied an Glied reihen müssen, um unsere traurige Lage verbessern zu können. Auch die Neuregelung der Kalenderabnahme sowie der Ausbau des Vertrauensmännersystems wurden von den Genossen Kotzian, Weichenkasund Klingersperger eingehend durchbesprochen. Genosse Kotzian sprach auch von der Wichtigkeit der politischen Organisation sowie über die fruchtb^are Tätigkeit des Vereins „Freie Schule“. Er forderte schließlich die Anwesenden auf, treu und fest zur Organisation zu stehen. Leider muss konstatiert werden, dass der Besuch dieser Versammlung viel zu wünschen übrig ließ, trotz der regen Agitation des Genossen Weickenkas. Die Innviertler sind eben schwer für die Organisation zu gewinnen; sie erkennen noch immer nicht, dass die Sozialdemokratie die richtige Vertretung der Arbeitrklasse ist, sondern laufen noch immer den Klerikalen nach. Aber auch das wird einmal anders werden, wenn wir mit un1serer Aufklärungsarbeit nicht locker lassen.


  • 1917 am Sonntag, den 16. Dezember um 2 Uhr nachmittags. Allgemeiner Rechtschutz- und Gewerkschaftsverein, Ortsgruppe Braunau am Inn. Sonntag den 16. d. M. um 2 Uhr nachmittags im Hotel Fink, 2 Stock, in Braunau am Inn. Vereinsversammlung. Tagesordnung: Bericht über die Tätigkeit des gewählten Vorstandsmittglieder. Referenten: Genossen Karl Martin und Johann Hartmann, Vorstandsmittglieder. In Anbetracht der Wichtigkeit der Tagesordnung wird ein zahlreicher Besuch dieser wichtigen Versammlung notwendig. Der Obmann der Ortsgruppe Braunau am Inn: Hans Kotzian.8
  • 1919 am 19. Juli um 19 Uhr Achtung, Eisenbahner und -frauen von Braunau a. I. Es findet im Hotel Fink, 2. Stock, eine Eisenbahnerversammlung mit der Tagesordnung: Bericht über die Tätigkeit der gewählten Vorstandsmitglieder statt. Referenten: Genosse Babitsch Josef und Karl Wild, Vorstandsmitgliedern aus Wien. Genossen und Genossinnen, erscheint zahlreich bei dieser wichtigen Versammlung!9
  • 1919 am Sonntag, den 3. November 3 Uhr nachmittags – Achtung Eisenbahner von Braunau und Umgebung! Es findet eine öffentliche Eisenbahnerversammlung im Hotel Fink statt. Die Eisenbahner von Braunau und Umgebung werden ersucht zahlreich zu erscheinen. Tagesordnung: „Die wirtschaftliche Lage der Eisenbahner und die Personalvertretung“. Referent Genosse Hans Schmierl aus Linz.10
  • 1923 am Sonntag den 13. Mai in Braunau – Generalversammlung) um 9 Uhr vormittags im Gasthaus Lenz. Referent aus Linz.
  • 1924 am Sonntag, den 2. März um 9 Uhr im Gasthaus Lenz.11
  • 1926 am Sonntag dem 24. Oktober um 9 Uhr im Gasthaus Lenz.12
  • 1928 am Sonntag den 29. Jänner Eisenbahner Vertrauensmännerschule im Gasthaus Lenz13
  • 1928 am Sonntag den 13. Mai wird um halb 9 Uhr vormittags, eine gemeinsame Eisenbahnerversammlung mit sehr wichtiger Tagesordnung abgehalten. Referent aus Linz. Um starken Besuch wird ersucht.14
  • 1930 am Sonntag, den 18. Mai um 9 Uhr im Gasthaus Lenz mit einem Referenten aus Linz.15
  • 1931 am Sonntag, den 1. Februar um 14 Uhr im Gasthaus Lenz.16

Aktivitäten und Aktionen der Eisenbahnergewerkschaft

Wahlfondsspendenausweis
1. Rate Eisenbahnergewerkschaft Braunau (Klinger) 294.00017

Sozialdemokratische Eisenbahner bei den WAHLEN

Die sozialdemokratischen Kandidaten für die Landtagswahlen in Oberösterreich 191918

25jähriges Mitgliedsjubiläum im April 192719

Aus Anlaß der 25jährigen Mitgliedschaft von sieben Genossen zum Gewerkschafts- und Rechtschutzverein des österreichischen Eisenbahnpersonales veranstaltete die Ortsgruppe Braunau a. I. am Sonntag, den 3. April, im großen Saale des Hotel Fünf eine Jubiläumsfeier. Schon um 2 Uhr nachmittags war der große Saal voll besetzt. Außer den Eisenbahnern samt der übrigen Arbeiterschaft Brannauas waren noch folgende Ortsgruppen vertreten: vom Süddeutschen Eisenbahnerverband die Ortsgruppen Mühldorf, Altötting und Simbach; die Ortsgruppen Neumarkt-Kallham, Ried und Straßwalchen vom Allgemeinen Gewerkschafts- und Rechtsschutzverein; ferner die Postgewerkschaft durch ihren Hauptvertrauensmann Genossen Seidl aus Braunau a. I. Als Festredner erschien Genosse Miesbauer aus Linz. Zur Verschönerung des Programms trugen bei: Die Sängerrunde Liedertafel aus Linz, der Arbeiter-Gesangverein Braunau und die Stadtkapelle Barth, sowie der Arbeiter-Gesangverein Mühldorf.

Die Festfeier galt folgenden Jubilanten: Wagner Georg, Schaffner i. R.; Wimmer Josef, Verschubaufseher i. R.; Fischer Leopold, Verschubmeister i. R.; Schlager Franz, Bahnwärter i. R.; Plöttl Müller Alois, Bahnwärter i. R.; Bangerl Johann, Schaffner i. R.; Kieninger Josef, Schlagmeister i. R., welche als unerschrockene Kämpfer 25 Jahre hindurch in den Reihen der gewerkschaftlichen und politischen Organisation stehen. Die Reihenfolge von Text und Bild stimmt wahrscheinlich nicht überein.

Eröffnet wurde die Jubiläumsfeier durch einen Musikvortrag der Stadtkapelle Barth, die Begrüßung erfolgte durch den Obmann Genossen Windischbauer. Genosse Weidenthaler jun. begrüßte die Jubilare mit einem sinnigen Prolog „Durch 25 Jahre“, die wackeren Sangesbrüder aus Linz gaben einer ergötzlichen Männerchor zum besten. Gen. Miesbauer aus Linz behandelte ebenfalls die Jubilare. Er verstand es, das Los der Eisenbahner in eindrucksvoller Weise in der reaktionären Epoche zu schildern; er verwies auf die von der Organisation erzielten Errungenschaften, die nur durch den Zusammenschluß der Eisenbahner erklämpft werden konnten. Der Redner hob noch besonders die zahlreiche Teilnahme der Genossen jenseits des Inn an der Festfeier hervor und brachte den Wunsch zum Ausdruck, daß endlich die Zeit kommen möge, wo die Grenzpfähle zwischen Österreich und Deutschland verschwinden, um dann gemeinsam für die Befreiung des Proletariats aus den Fesseln der kapitalistischen Wirtschaftsordnung kämpfen zu können. Sodann erfolgte die Ehrung der Jubilare durch die Ortsgruppe Braunau. Jeder einzelne erhielt ein Diplom, eine Adler-Büdte und ein Gruppenbild der sieben Jubilanten zum Andenken als Spende. Sichtlich gerührt, dankte Genosse Kieninger im Namen seiner Genossen für die überaus feierliche Ehrung. Den Rest des Nachmittags füllte das Vortragsprogramm der Sangesbrüder aus Linz, Mühldorf und Braunau aus. Gen. Macku trug schwungvoll einen Prolog „Wir kommen“ vor, ein Genosse aus Mühldorf sprach im Namen der bayrischen Eisenbahner herzliche Worte, ebenfalls in dem Wunsche ausklingend, daß die Grenzpfähle endlich verschwinden mögen. Die schöne Feier wird uns stets in angenehmer Erinnerung bleiben.
Wärmsten Dank allen jenen, die teilgenommen und mitgewirkt haben, insbesondere danken die Jubilare der <ortsgruppe Braunau am Inn für die Veranstaltung und Ehrung.

Der Tod vom Genossen Steininger im März 192520

Oftmals ein gefährlicher Beruf mit Todesfällen im Berufsalltag

Mattighofen- Mai 1923Todesfall beim Verschub21

Gräßlicher Unglücksfall in Braunau. Aus Braunau am Inn wird uns berichtet: Donnerstag den 17. Mai 1923 um 4 Uhr nachmittags, beim Verschubdienste in Mattighofen, brach an einer schadhaften Stelle am Bahngleise ein Weichenstück durch und kam der dienstverrichtende Eisenbahnbeamte Josef Klinger aus Braunau in die Räder des Lattenzuges. Klinger Josef wurde glatt entzweigeschnitten und war binnen wenigen Minuten eine Leiche. Unser auf so tragische Weise ums Leben gekommener teurer Freund erreichte ein Alter von 30 Jahren, war seit 1½ Jahren verheiratet und Vater von einem Kinde. Der Schmerz seiner Gattin ist unfaßbar groß und sei dieser öffentlich das herzlichste Beileid der Lokalorganisation von Braunau übermittelt. Man brachte den teuren Toten im Lattenzuge nach Braunau und findet die Beerdigung am Pfingstmontag in Braunau statt. Unser Freund Klinger war ein pflichtgetreues Mitglied sowohl in seiner Eisenbahngewerkschaft, als auch in der Lokalorganisation. Wir verlieren an ihm einen braven Freund und werden sein Andenken stets in Ehren und Erinnerung halten.

Behandlungsstelle für lungenkranke Eisenbahner aus Braunau in Grieskirchen22

Eisenbahner entdecken illegale Militärgewehre

Mattighofen – März 192780 illegale Militätgewehre entdeckt

Vier Kisten mit Militärgewehre (Mannlicher) zu je 20 Stück wurden beschlagnahmt, die nach Braunau abgehen sollten. Aufgeber war Ing. Schütte, ehemden Angestellter der Firma Vogel. Deklariert waren die Kisten als ‘Lederverarbeitungsmaschinen23.

Eisenbahner im Widerstand während des Austrofaschismus

in Arbeit

Eisenbahner im Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Die Eisenbahner waren seit jeher fest organisiert, verfügten über Erfahrung in der illegalen politischen Tätigkeit aus der Zeit des Ständestaates und konnten aufgrund ihrer Mobilität und Kontakte Kurierdienste leisten sowie Verbindungen „bis in kleinste Orte” herstellen und aufrechterhalten 472 Die Eisenbahner verfügten auch meist über gute persönliche Beziehungen zu ihren Gesinnungsgenossen, denn sie lebten
in einer „eigenen Subkultur”, wohnten in den bahneigenen Wohnstätten und verbrachten auch oft die Freizeit zusammen. Die Anwerbung erfolgte daher meist „im persönlichen Gespräch mit vertrauenswürdigen Freunden oder Bekannten”.
Ab Sommer/Herbst 1939 entstanden engere Verflechtungen zwischen
den einzelnen Gruppen und zu Beginn des Jahres 1940 wurden ständige Verbindungen nach Wien installiert.24

1942 – Anklagen wegen Vorbereitung zum Hochverrat am 11. August – Anklageschrift des Gerneralstaatsanwalt Wien

Heizer Engelbert Goldfuß, geb. 24.9.1906 in St. Georgen, wohnhaft in Mattighofen, Lochenerstrasse 8.
Goldfuß wurde Anfang 1940 von einem Kollegen Franz Dobler (ebenfalls Heizer) zur KPÖ geworben. Er zahlte monatlich 12 Reichsmark, die an die Landesleitung Salzburg abgeführt wurden.25

1942 – aus dem Urteil gegen Adolf Wenger aus Braunau am Inn und Andere wegen Vorbereitung zum Hochverrat am 15. Oktober am OLG Wien

Adolf Wenger, geb. am 4.3.1893, Reichsbahnangestellter, wohnhaft in Braunau, Laab Nr. 66 und Josef Seeburger, geb. am 28.3. 1888 in St. Peter am Hart, Reichsbahnangestellter, wohnhaft in Braunau, Laab Nr. 21 wurden durch Franz Amberger 1940 zur KPÖ geworben. Seeburger war vorher lange Jahre Mitglied der SPÖ. Durch ihre Mitgliedschaft zu den politischen Parteien waren sie keine ahnungslosen Leute und sie waren mit den bolschewistischen Umsturzversuchen vertraut.
Adolf Wenger wurde zu 12 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust und Josef Seeburger zu 8 Jahren Zuchthaus und 8 Jahren Ehrverlust verurteilt.26

Adolf Wenger ist im KZ gestorben.27 Im Konzentrationslager Mauthausen starb er am 7. April 1944 auf ungeklärte Weise. Am 11. April 1944 erhielt seine Witwe Anna Wenger folgende Mitteilung:

„Ihr Ehegatte Adolf Wenger wurde, als er sich krank meldete, unter Aufnahme in den Krankenbau in ärztliche Behandlung genommen. Es wurde ihm die bestmögliche medikamentöse und pflegerische Behandlung zuteil.

Trotz aller angewandten ärztlichen Bemühungen gelang es nicht, der Krankheit Herr zu werden. Der Ehegatte starb, ohne letzte Wünsche geäußert zu haben. Ich spreche Ihnen zu diesem Verluste mein Beileid aus. Im Auftrag Schulz, SS-Untersturmführer.“

In Braunau wurde eine Straße nach Adolf Wenger benannt, des Weiteren wurde ein Stolperstein in Braunau am Inn für ihn verlegt.28

1942 – Urteil des VGH29 gegen Franz und Jakob Amberger aus Braunau wegen Vorbereitung zum Hochverrat

Der Lokomotivheizer Franz Amberger, geb. am 10.8.1887 in Mining und Jakob Amberger, geb. am 24.4.1891 in Mining haben bis Februar 1942 den kommunistischen Hochverrat vorbereitet. Franz Amberger war Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs (SDAÖ) von 1915 bis 1933, wurde aber vor den Februarkämpfen 1934 KPÖ-Mitglied30. Er wurde als Mittäter mit anderen in einer Funktionärsstellung und Jakob Amberger als Gehilfe seines Bruders verurteilt.31

Franz Amberger wurde zum Tode durch das Fallbeil verurteilt und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und Jakob Amberger zu einer Zuchthausstrafe von 12 Jahren und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte für 10 Jahre. Das Urteil gegen Franz Amberger wurde am 12. Februar 1943 in München-Stadelheim vollstreckt. In Braunau-Laab wurde eine Straße nach dem Widerstandskämpfer benannt, des Weiteren gibt es einen Stolperstein für ihn in Braunau am Inn.
Jakob Amberger überlebte die Haft.
Artikel, Neue Zeit 13. Jänner 194732

Der Stolperstein wurde in der Laabstrasse 75 gelegt.

1942 Urteil des VGH gegen Eisenbahner aus Mattighofen wegen Vorbereitung zum Hochverrat

Gegen den Reichsbahnangestellten Johann Meister aus Mattighofen, geb. am 21. Jänner 1898 in Pöndorf und den Heizer Franz Dobler aus Mattighofen, geb. am 27.11.1901 in Uttendorf.
Meister und Dobler haben in der legalen Zeit der SPÖ angehört und waren ferner in marxistischen Gewerkschaften organisiert. Der Angeklagte Meister übernahm zunächst die Kassierung der neugegründeten Zelle in Mattighofen und sodann die des Untergebiets. Er gewann Franz Amberger in Braunau für die KPÖ.
Meister und Dobler wurden, da sie vermindert zurechnungsfähig sind, zu je 12 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt33.

1943 Urteil des OLG Wien gegen Andreas Permanschlager wegen Vorbereitung zum Hochverrat am 24. März

Permanschlager wurde 1938 in den Dienst der Deutschen Reichsbahn aufgenommen. Er wurde von Franz Amberger im Frühjahr 1940 für die neugegründet kommunistische Zelle in Braunau geworben34.
Urteil: 8 Jahre Zuchthaus35


Quellenverzeichnis

  1. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Linzer Volksblatt am 30. Jänner 1896 – Seite 3 ↩︎
  2. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Arbeiterzeitung am Freitag, den 31. Jänner 1896, Titelseite ↩︎
  3. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Neue Warte am Inn am 27. März 1897 – Seite 4 ↩︎
  4. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Neue Warte am Inn 1910 am 10. September ↩︎
  5. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Salzburger Volksblatt am 18. Juli 1913 – Seite 4 ↩︎
  6. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Böhmerwald Volksbote am 3. Juni 1917, Seite 5 ↩︎
  7. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, sozialdemokratisches Organ für Südböhmen , Böhmerwald – Volksbote am 7. Juli 1917 ↩︎
  8. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, sozialdemokratisches Organ für Südböhmen , Böhmerwald- Volksbote am 16.12. 1917 ↩︎
  9. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Tagblatt am 18. Juli 1919, Seite 8 ↩︎
  10. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Tagblatt am 8. November 1919, Seite 8 ↩︎
  11. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Tagblatt am 1. März 1924 Seite 8 ↩︎
  12. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Tagblatt am 23. Oktober 1926, Seite 10 ↩︎
  13. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Tagblatt am 28. Jänner 1928, Seite ↩︎
  14. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Tagblatt am 4. Mai 1928, Seite 8 ↩︎
  15. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Tagblatt am 17. Mai 1930, Seite 12 ↩︎
  16. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Tagblatt am 28. Jänner 1931, Seite 10 ↩︎
  17. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Tagblatt am 5. September 1923, Seite 9 ↩︎
  18. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Tagblatt am 4. Mai 1919, Titelseite ↩︎
  19. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Tagblatt am 27. April 1927, Seite 3 ↩︎
  20. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Tagblatt am 28. März 1925, Seite 7 ↩︎
  21. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Tagblatt am 20. Mai 1923, Seite 7 ↩︎
  22. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Salzburger Volksblatt am 12. Jänner 1928, Seite 10 ↩︎
  23. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Salzburger Wacht am 2. März 1927 – Seite 4 ↩︎
  24. Im Heimatkreis des Führers, Florian Schwanninger, Buchverlag Franz Steinmaßl 2017 Grünbach, ISBN 3-902427-18-3, Seite118 ff. ↩︎
  25. Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1934 – 1945, Band 1, Dokumentationsarchiv des österr. Widerstand (Hrsg.), ISBN 3-215-04529-X, Seite 276 ff. ↩︎
  26. Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1934 – 1945, Band 1, Dokumentationsarchiv des österr. Widerstand (Hrsg.), ISBN 3-215-04529-X, Seite 278 ↩︎
  27. Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1934 – 1945, Band 1, Dokumentationsarchiv des österr. Widerstand (Hrsg.), ISBN 3-215-04529-X, Seite 318 ↩︎
  28. Wikipedia Adolf Wenger ↩︎
  29. VGH = Volksgerichtshof –  Sondergericht zur Aburteilung von Hoch- und Landesverrat gegen den NS-Staat  ↩︎
  30. Wikipedia – Franz Amberger ↩︎
  31. Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1934 – 1945, Band 1, Dokumentationsarchiv des österr. Widerstand (Hrsg.), ISBN 3-215-04529-X, Seite 279 ↩︎
  32. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Neue Zeit 13. Jänner 1947, Seite 2 ↩︎
  33. Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1934 – 1945, Band 1, Dokumentationsarchiv des österr. Widerstand (Hrsg.), ISBN 3-215-04529-X, Seite 280 ↩︎
  34. Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1934 – 1945, Band 1, Dokumentationsarchiv des österr. Widerstand (Hrsg.), ISBN 3-215-04529-X, Seite 281 ↩︎
  35. Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1934 – 1945, Band 1, Dokumentationsarchiv des österr. Widerstand (Hrsg.), ISBN 3-215-04529-X, Seite 317 ↩︎