Widerstand gegen den Faschismus in Hackenbuch

Nach längerer Zeit wieder ein Artikel über die Arbeiter:innenbewegung im Bezirk Braunau in der Ersten Republik. Hackenbuch ist ein Ortsteil der Gemeinde Moosdorf. Der Ort liegt inmitten des Ibmer Moor und erlebte seinen Aufschwung am beginnenden 20. Jhdt. nach der Errichtung einer Glashütte, die Bürmooser Glasfabrik gehörte. Die Arbeiter kamen aus allen Teilen der Monarchie.1Torfstecher wurden aus dem Sudetenland angeworben, aber auch aus Oberitalien und dem Mühlviertel kamen die Menschen.
Nachdem diese Glashütten Ende der 1920er Jahre ihre Tore schlossen, sanken die Arbeiterdörfer auf den Status von “Notstandsgebieten” ab. Der Großteil der Bewohner von Hackenbuch musste bei den Bauern der Umgebung um Nahrungsmittel, vor allem für die Kinder, betteln. Der folgende Artikel ist ein Versuch die “rote Entwicklung” im Ort in Forme einer Zeitlinie darzustellen.

Trutzburgen der Sozialisten

Nach dem Ersten Weltkrieg bildet sich eine sozialistische Ortsgruppe in Moosbach, wo 5 Genossen aus Hackenbuch dabei sind. In der Salzburger Wacht vom 12. Februar 1919 steht dazu:2

Trotz der Mittagszeit waren Arbeiter aus Hackenbuch, Lehrer, Bauern und Knechte aus Moosdorf und Umgebung erschienen. Nachdem kein Platz mehr war, standen die Leute Kopf an Kopf beim Ausgang, um die Ausführungen des roten Ungeheuers anzuhorchen.

Aus Hackenbuch wurden in die Ortsgruppe gewählt:

  • Friedrich Lenz
  • Rudolf Fischer
  • Ludwig Hain
  • Alois Rosanek
  • Kaufmann Robert Steindler

Durch die große Anzahl an arbeitslosen Menschen war einen guter “Boden” für politische Arbeit. Die Not war so groß, dass sich die Regierung gezwungen sah alle 14 Tage an bestimmten Ausgabestellen je ein halbes Kilo Selchfleisch gratis an Arbeitslose auszugeben.3

Von der Kanzel in der Kirche herab gegen Sozialdemokratie

Im Mai 1919 predigt ein Pfarrer bei der Messe in Eggelsberg, dass er nach der Messe die Beichtzettel einsammeln wird und gleichzeitig die Stimmzettel der christlichsozialien Partei ausgeben wird. Im Artikel im Tagblatt heisst es:

Zugleich drohte der gefühlvolle Verkünder von Gottes Wort all jenen der Verweigerung des Beichtganges, die sich erlauben würden, sozialdemokratisch zu wählen.4

Tagblatt am 14. Mai 1919

Bei SP-Versammlung in Moosbach gab es scharfen Protest gegen diesen klerikalen Kanzelmißbrauch. Genosse Aschböck aus Linz und Genosse Lenz Fritz kündigten bei dieser Versammlung an in nächster Zeit eine Organisation der land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter hier zu gründen.

Bezirksarbeiterratskonferenz 19195

Die Arbeiterräte Achatz (Moosdorf) und Lenz /Emyhütte) kritisiereten die schlechte Verpflegung der industriellen Arbeiter und beschwerten sich über das unkorrekte Vorgehen des Kaufmanns Hager und des Fleischhauers Stöger in Eggelsberg sowie des Brauers Schneittl in Fillmannsbach bei der Lebensmittelverteilung.

1923 – Solidarität zwingt einen Gutsbesitzer seine Kündigung zurück zu nehmen6

Die Gutsbesitzung Jahn in Ibm beschäftigt 50 landwirtschaftliche Arbeiter:innen. Zu diesem Zweck holt der Gutsbesitzer Arbeiter:innen aus dem Burgebnland, obwohl es hier in der Umgebung genügend Arbeitslose gibt. Das erweckt natürlich den Unmiut der heimischen Menschen. Die Bezahlung ist unzureichend und manche Zulagen und Deputate werden nicht ausgefolgt.
Wegen eines geringfügigen Vergehen wird ein Vater von zwei Kindern gekündigt. Helle Empörung, wie es im Artikel heisst. Die Gesamtarbeiterschaft der Glasfabrik und der Gutsbesitzung versammeln sich und fordern die Rücknahme der Kündigung. Namens der Angestellten sprach Genosse Fuchs. Nach längerer Auseinandersetzung mit dem Gutsbesitzer wurde die Kündigung zurückgenommen.

Nie wieder Krieg

Tagblatt am 3. August 19247

Vertrauensmänner- und Betriebsratswahlen8

Am 7. November 1924 fanden die Neuwahlen der Ortsgruppe des Glasmacherverbandes statt. Folgende sozialdemokratische Genossen wurden gewählt:

  • Obmann: Fritz Lenz
  • Stellvertreter: August Weber
  • Kassier: Ludwig Hahn
  • Schriftführer: Max Anderaschko

Am 26. November fanden die Neuwahlen der Betriebsräte in der Emyhütte statt und es wurden folgende Genossen gewählt. Eine gegnerische Liste gab es keine, weil die Emyhütte bis zu 100 Prozent der freien Gewerkschaft und auch der sozialdemokratischen Partei geschlossen als Mitglieder angehören.

  • Obmann: Gottfried Fuchs
  • Betriebsrat: Alois Roschanek
  • Betriebsrat: Max Anderaschko
  • Ersatzmitglieder: Alois Kostecka, Pepi Kostecka, Georg Müller

Das Weihnachtsgeschenk des internationalen Kapitalismus9

Sie kaufen eine österreichische Glasfabrik nach der anderen, um hier selbst zu fabrizieren, wie sie sagten. Nur ganz kurze Zeit taten sie dies, dann legten sie die Betriebe still. So starb Attnag, so starb Wels, so starb Schneegattern, so starb Hackenbuch, so starb Bürmoos – so starb die gesamte Glasindustrie Oberösterreichs. Die Einstellung der Produktion in der Emmyhütte was das Weihnachtsgeschenk des internationalen Kapitalismus an die Glasbläser und Torfstecher von Hackenbuch. Die Bürmooser erfuhren bald dasselbe Schicksal. Dieser Betrieb ist heute mit einem Servitut belastet, wonach er ein Menschenalter lang nicht mehr aufgemacht werden darf.

siehe Fußnote

Anläßlich der Bundespräsidentenwahl fand am 4. Oktober 1931 um 09:00 vormittags in Steiners Gasthaus eine Wählerversammlung der Sozialdemokraten:innen statt. Als Redner war Landtags-Abg. Dr. Franz Jetzinger eingeladen.10

Am Sonntag, den 22. Mai 1932 fand um 10:00 vormittags in der Fabrikskantine eine Gründungsversammlung der Sozialdemokrat:innen statt. Redner war Sekretär Franz Fürlinger aus Braunau.11

Tagblatt, 13. Oktober 193212


Franz Grobauer, ein Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend aus dem benachbarten Bürmoos schildert in einem Interview am 1.2.1962 die damaligen Ereignisse aus seiner Sicht:13

1932 bemühte sich die KPÖ die Arbeiter:innen der ehemaligen Glasfabrik Emmyhütte zu einem Beitritt zu bewegen. Wie Gendamerie berichtete, sollen dabei bereits rund 50 Personen aus der SDAP aus- und in die KPÖ eingetreten sein. Verantwortlich für die Anwerbung waren die Brüder Paul und Rupert Fischer.14 Die Mitgliedszahlen in Hackenbuch werden 1932 auch auf 50 Genoss:innen geschätzt.

Innviertler Volkszeitung am 10. Mai 193315

1933 – Verbot der KPÖ

Am 26. Mai 1933, wurde die Kommunistische Partei Österreichs von der autoritären Regierung Dollfuß verboten. Die KPÖ wurde damit schon früher als die meisten anderen Organisationen der Arbeiterlnnenbewegung in die Illegalität gedrängt, bereits ein Dreivierteljahr vor den Februarkämpfen 1934.16

Die Rote Fahne am 13. Mai 193317

Februar 1934 in Hackenbuch

In den Reihen der Internationalen Brigaden

Am 18. Juli 1936 gab Radio Ceuta das Signal zur rebellion der spanischen Faschisten gegen die republikanische Regierung, die aus dem großen Wahlsieg der Volksfront vom Februar des Jahres 1936 hervorgegangen war.18 Aus Hackenbuch kämpften in den Internationalen Brigaden mit:

Franz GROBAUER
Geboren am 21. Mai 1914 in Salzburg, Glasarbeiter. Er kommt im August nach Spanien und kämpft im XI Bataillion IB/4. 1939. Er kommt nach Saint-Cyprien am Mittelmeer, wo ein Internierungscamp für ca. 90.000 Flüchtlinge der Spanischen Republik eingerichtet wurde. Er wird weiter verlegt in ein Internierungslager für spanisch-republikanische Flüchtlinge, europäische Juden und Gegner des Vicheyregimes. Von dort wird am 3.11.1941 in das KZ-Dachau ausgeliefert.19

Nach der Befreiung durch die US-Armee am 29.4.1945 arbeitet er im Straßenbau in Salzburg. Franz Grobauer stirbt im Juli 1987 in Wien.20

Johann BRANDTHALER

Der 4. 6.189521 in Handenberg (Bez. Braunau) geborene Hilfsarbeiter arbeitete seit 1927 als Hausbursche oder Diener in Salzburg, Gnigl und Maxglan, wo er zuletzt als Untermieter im Haus Schlossergasse 1 wohnte22.


Brandthaler kam zu Beginn der 1930er Jahre in Salzburg zur KPÖ und saß auch bereits 1935 aufgrund seiner illegalen politischen Betätigung für mehrere Monate im Gefängnis.23

Johann Brandthaler kämpfte als Mitglied der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg gegen die von Mussolini und Hitler unterstützten Truppen des späteren Diktators Franco. Am 2. 8. 1937 schloss er sich den Internationalen Brigaden in Spanien an und wurde nach der Niederlage der Spanischen Republik gegen das Franco-Regime in Frankreich interniert. Die meisten oberösterreichischen Spanienkämpfer waren zwischen 20 und 30 Jahre alt, als sie nach Spanien kamen. Die Ältesten unter ihnen waren Theodor Schlögl mit 41, sowie Johann
Brandthaler und Jakob Fränkel mit 42 Jahren.24

Am 9. 10. 1940 kam Johann Brandthaler ins KZ Dachau und wurde am 2. 11. 1941 ins KZ Neuengamme bei Hamburg überstellt. Hier verstarb Brandthaler am 27.1.194325. Zwei Kinder trauerten um ihn.26 Zum Andenken an Johann Brandthaler wurde am 19. April 2013 in der Schlossergasse Nr. 1 ein Stolperstein verlegt.27

Illegale politische Tätigkeit gegen den Nationalsozialismus ab 1938

Die KPÖ-Hackenbuch wurde von Salzburg aus gegründet und betreut.

Im Sommer 1939 teilte Ofner dem Angeschuldigten Auer mit, daß er, Ofner, Leiter der illegalen KPÖ in Salzburg sei, und bat ihn, sich mit früheren Marxisten in seinem Wohnort Lamprechtshausen sowie in Bürmoos und Hackenbuch in Verbindung zu setzen, sie für die KPÖ zu werben, Dreierzellen und Gruppen zu bilden sowie von den Mitgliedern einen Beitrag von 1,— RM monatlich einzuziehen. Die Beiträge sollte er alle drei Monate an die Landesleitung der KPÖ abführen. Dafür sollten er und die von ihm geworbenen Mitglieder mit kommunistischen Flugschriften beliefert werden.

Auer erklärte sich zur Mitarbeit bereit und ersuchte im Sommer 1939 die ihm als Kommunisten bekannten Franz Stockinger und Johann Grobauer, im Sinne der von Ofner gegebenen Richtlinien tätig zu werden. Auch setzte er Franz Stockinger als Kassierer ein und ersuchte ihn, die von Grobauer eingezogenen Mitgliedsbeiträge zu übernehmen. Er selbst zahlte einen eigenen Mitgliedsbeitrag von monatlich 1,— RM an Franz Stockinger bis zu dessen Einrücken zur Wehrmacht im August 1941.

Ausweitung des Widerstands gegen den Nationalsozialismus auf die Nachbargemeinden

Schon bei der Überschrift läuft man Gefahr die falsche Wortwahl zu wählen. „Illegal“ war die Arbeit für die Nazis und ihre Mitläufer:innen. Die wahren, die sich eigentlich die Denkmäler verdient hätten, waren jene, die trotz Verfolgung ihr eigenes Leben riskierten, und für die Demokratie kämpften.

Franz Stockinger und Grobauer wurden dann in der Folgezeit in der gewünschten Weise tätig und teilten Auer nach einiger Zeit mit, daß sie in Lamprechtshausen Bürmoos und Hackenbuch je eine kommunistische Gruppe gebildet hätten und auch in Oberndorf mit einem Erfolg ihrer Arbeit zu rechnen sei. Auer traf sich während dieser Zeit bis zum Sommer 1940 mehrmals in Salzburg mit Ofner, wobei er diesem über den Stand seiner Arbeit berichtete, Weisungen dafür entgegennahm und gelegentlich den eigenen Beitrag und die ihm von Franz Stockinger übergebenen Beiträge anderer Mitglieder ablieferte.

Bücher, Zeitschriften und Informationsmaterial für die Genossen in Hackenbuch und Umgebung

Auch erhielt von Ofner zweimal vier bis zwölf Druckschriften, nämlich „Politische Schulungsbriefe der KPÖ“, „Informationsblätter der KPÖ“ und „Weg und Ziel28“, die er an Franz Stockinger zur Verteilung an die anderen Mitglieder weiterleitete. Ferner übergab er dem Angeschuldigten Müller vom Herbst 1939 bis etwa zum Juli 1941 mehrmals eine Anzahl

„Politische Schulungsbriefe der KPÖ“ mit dem Ersuchen, sie Franz Stockinger zu übermitteln. Außerdem gab er Ofner sechs Bücher kommunistischen Inhalts, die dieser den von Franz Stockinger und Auer geleiteten kommunistischen Gruppen zur Verfügung gestellt hatte, zurück.29 Im übrigen wurden die Gruppen von Ofner durch Franz Stockinger etwa vierteljährlich mit kommunistischen Schriften beliefert.

Im Sommer 1940 nahm der Angeschuldigte Auer auf Veranlassung des Ofner an einer
Zusammenkunft kommunistischer Funktionäre, unter denen sich Ofner und Franz Stockinger befanden, in einem Walde bei Oberndorf teil. Er berichtete dort über die
bisherige Aufbauarbeit, während Ofner ein Referat über den Kommunismus und die
weiteren Aufgaben der illegalen KPÖ hielt. Schließlich ordnete Ofner an, daß die
kommunistischen Gruppen in Bürmoos und Hackenbuch sowie die inzwischen gebildete Zelle in Oberndorf zusammen das Untergebiet Lamprechtshausen-Bürmoos zu biIden hätten. Zum Leiter wurde Auer bestimmt, während Franz Stockinger Kassierer und Org.-Leiter sein sollte.

Gründung einer KJV-Gruppe

Ferner ordnete Ofner an, daß eine KJV-Gruppe zu bilden sei und die kommunistisch gesinnten Frauen in der bestehenden Organisation erfaßt werden sollten. Auer bildete auch alsbald eine KJV-Gruppe, der unter anderen sein eigener Sohn sowie der des Stockinger angehörten. Im Herbst gehörten den von Auer und Stockinger gebildeten Gruppen 1940

insgesamt 16 männliche, 8 weibliche und 7 in der KJV-Gruppe erfaßte jugendliche Mitglieder an. Die KJV-Gruppe löste sich allerdings bald auf, während aus den anderen Gruppen zehn Mitglieder, die zur Wehrmacht eingezogen wurden, ausschieden.

Änderung der Betreuungsstruktur aus Salzburg

Am 1. Februar 1941 gab Ofner sein Amt als Org.-Leiter der KPÖ in Salzburg an den
Ingenieur Anton Schubert ab und machte Auer mit diesem bald danach bekannt. Beide versuchten einige Zeit darauf, mit einem Vervielfältigungsapparat von einer Flugschrift einige Abzüge herzustellen, was ihnen jedoch nicht gelang.
Im April 1941 fand eine weitere Zusammenkunft in Zehmemoos statt, an der außer Auer, Ofner und Franz Stockinger noch der kommunistische Funktionär Anton Reindl aus Salzburg teilnahm. Dieser erklärte, daß er die Aufgaben des Ofner, der zur Wehrmacht einberufen worden sei, übernommen habe, und hielt dann einen Vortrag über die politische Lage. In der Folgezeit hatte Auer mit ihm mindestens zwei weitere Zusammenkünfte in Salzburg.

Die Graphikgrundlage stammt aus dem Buch des DÖW – Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934 – 1945

Im Frühjahr 1941 veranlaßte Auer den Schlosser Johann Höltl, den Angeschuldigten
Junger und seinen Schwager Ignaz Wozelka, der KPÖ beizutreten. Höltl und Junger
zahlten an ihn dann bis zum März 1942 einen monatlichen Beitrag von 1,— RM.
Wozelka teilte ihm im August 1941 mit, daß er zwei weitere Mitglieder geworben habe,
und führte an ihn als Mitgliedsbeiträge im September 1941 18,— RM und im Februar
1942 15 — RM ab. Dem Höltl übergab Auer während dieser Zeit zweimal die Schrift
“Politische Schulungsbriefe der KPÖ“ und dem Angeschuldigten Junger, der ihm
zweimal Rollen mit Propagandamaterial von Schubert überbrachte, zwei-bis dreimal
eine kommunistische Druckschrift. Ferner gab er dem Wozelka zwei Stück „Informationsblätter der KPÖ“-

Verhaftungen

Junger, Lenz, Auer und Müller wurden 1942 am Arbeitsplatz verhaftet. Folgendes wurde ihnen von seiten Gestapo angelastet:

Die Angeschuldigten haben bis zu ihrer Festnahme einer kommunistischen Organisation angehört, Beiträge gezahlt und kommunistische Flugschriften verbreitet. Der
Angeschuldigte Auer hat sich ferner bemüht, solche Schriften herzustellen. Er ist
ferner als Untergebietsführer, der Angeschuldigte Müller als Hauptkassierer eines
Untergebiets und der Angeschuldigte Lenz als Pol.-Leiter, Org.-Leiter und Kassierer
einer Ortsgruppe der erwähnten Organisation tätig gewesen.

Johann Stockinger ist ident mit Franz Stockinger – Darstellung anhand der Unterlagen aus dem Buch “Im Heimatkreis des Führers”

Georg Müller30

Der Angeklagte [Müller] gehörte von 1918 bis zum Verbot der SPÖ und der dieser
angeschlossenen Freien Gewerkschaft an. 1935 oder 1936 trat er der KPÖ bei und leistete bis zur Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich, zu welcher Zeit die illegale Tätigkeit dieser Partei stillgelegt wurde, einen monatlichen Beitrag von 50 Groschen, den er wohl nicht regelmäßig zahlte, weil er infolge bloßen Gelegenheitseinkommens dazu nicht in der Lage war.

Johann Höltl31

Von 1919 bis 1934 gehörte er der SPÖ, von 1921 bis 1934 der Freien Gewerkschaft und durch ein Jahr auch dem Republikanischen Schutzbund an. Nach seinem eigenen Bekenntnis hat er seine marxistische Gesinnung nie abgelegt, den Nationalsozialismus abgelehnt und sich innerlich, insbesondere seit dem Abschluß des Paktes zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion, zum Kommunismus bekannt, von dem er unter Überwindung der nationalsozialistischen Staatsform die Wiederherstellung eines freien Österreichs mit sozialistischer Staatsform sich erhoffte.
Mit dem Lokomotivführer Alois Auer, der ebenfalls bei der SETG beschäftigt und in enger politischer Zusammenarbeit mit dem Kommunistenführer Franz Ofner aus Salzburg beim Wiederaufbau der KP-Organisation tätig war, führte der Angeklagte wiederholt politische Gespräche, entnahm aus diesen die politische Einstellung des Auer und vertraute ihm im März oder April 1941 an, daß er Mitglied der KP werden wolle. Auer nahm dies zur Kenntnis und kassierte vom Angeklagten die Mitgliedsbeiträge von monatlich einer RM bis Anfang 1942 ein.

Josef Weber32

Der Hilfsarbeiter Josef Weber, der den Angeklagten schon seinerzeit zum Beitritt in die KPÖ, Gruppe Hackenbuch, geworben hatte, trat im Herbst 1939 wieder an ihn wegen der Zahlung des Mitgliedsbeitrages für die wieder ins Leben gerufene Organisation heran, und hat zunächst bis Mai 1940 an Weber und später an den Hilfsarbeiter Johann Lenz, der die Kassierstelle wegen der Einrückung des Weber übernahm, einen monatlichen Mitgliedsbeitrag von 1,— bis 2,— RM gezahlt.


Nach 1945

In Oberösterreich kamen rund 160 KommunistInnen im Kampf gegen den Hitlerfaschismus um, bundesweit über 2.000 Mitglieder der KPÖ, über 4.000 KommunistInnen waren inhaftiert. Zwölf von 23 Mitgliedern des Zentralkomitees waren im Kampf gegen den NS-Faschismus ums Leben gekommen33.


Fußnoten:

  1. Im Heimatkreis des Führers, Nationalsozialismus, Widerstand und Verfolgung im Bezirk Braunau 1938 – 1945, Florian Schwanninger, Edition Geschichte der Heimat, 2. Auflage 2007, Buchverlag Franz Steinmaßl 4264 Grünbach, ISBN 3-902427-18-3, Seite 115 ff. ↩︎
  2. Aus dem digitalen Archiv der ÖNB, Salzburger Wacht vom 12. Februar 1919, Seite 2 ↩︎
  3. Neue Warte am Inn, Digitales Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek am 12. April 1934, Seite 9 ↩︎
  4. Österreichische Nationalbibliothek, digitales Archiv, Tagblatt vom 14. Mai 1919, Seite 4 ↩︎
  5. Digitales Archiv der ÖNB, Tagblatt am 12. August 1919, Seite 4 ↩︎
  6. Digitales Archiv der ÖNB, Tagblatt vom 19. August 1923, Seite 6 ↩︎
  7. Digitales Archiv der ÖNB, Tagblatt am 3. August 1924, Seite 6 ↩︎
  8. Digitales Archiv der ÖNB, Tagblatt am 13. Dezember 1924, Seite 5 ↩︎
  9. Bettler im Moos – bei den Glasbläsern und Torfstechern in Hackenbuch und Bürmoos am 22. Juli 1935 im Tagblatt, Österreichische Nationalbibliothekt ↩︎
  10. Digitales Archiv der ÖNB, Tagblatt vom 1. Oktober 1931, Seite 12 ↩︎
  11. Digitales Archiv der ÖNB, Tagblatt vom 13. Mai 1932, Seite 12 ↩︎
  12. Digitales Archiv der ÖNB, Tagblatt vom 13. Oktober 1932, Seite 6 ↩︎
  13. Das Interview mit Franz Grubauer führt Barry McLoughlin ↩︎
  14. Oberösterreich 1918 – 1938 III, OÖ Landesarchiv, Kommunistische Umtriebe in Oberösterreich – Die KPÖ-Oberösterreich 1918 bis 1933 von Peter März, Seite 155 – ISBN 978-3-902801-23-4 ↩︎
  15. Digitales Archiv der Österr. Nationalbibliothek, Innviertler Volkszeitung am 10. Mai 1933, Seite 13 ↩︎
  16. 1933: Staatsgefährliche und umstürzlerische Wühlarbeit, Samstag, 26. Mai 2018, Manfred Mugrauer, KPÖ-OÖ ↩︎
  17. Digitales Archiv der Österr. Nationalbibliothek, Die Rote Fahne am 13. Mai 1933, Seite 1 ↩︎
  18. Aus der Vergangenheit der KPÖ, Aufzeichnungen und Erinnerungen zur Geschichte der Partei, Wien Mai 1961, Herausgegeben und verlegt von der Historischen Kommission beim ZK der KPÖ anlässlich des 70. Geburtstags des Genossen Johann Koplenig, Globus Wien XX, Seite 61 ↩︎
  19. Bild aus dem Buch Heimatkreis des Führers, Seite 139 ↩︎
  20. Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer 1936 – 1939, Hans Landauer in Zusammenarbeit mit Erich Hackl, 2003 Theodor Kramer Gesellschaft, ISBN 3-901602-18-6, Seite 103 stammt aus der Sammlung Hans Landauer im DÖW ↩︎
  21. Lexikon der Spanienkämpfer, Seite 67 ↩︎
  22. Stolpersteine Salzburg ↩︎
  23. Digitales Archiv der Österr. Nationalbibliothek, Salzburger Volksblatt am 27. Februar 1936 ↩︎
  24. Die Oberösterreichischen Spanienkämpfer – eine Analyse von Lebenswegen zwischen den Jahren 1934 und 1945 – Dipolomarbeit von Selina Maria Patrasso an der Karl-Franzens-Universität Graz, 2015, Seite 40 ↩︎
  25. Im Heimatkreis des Führers, Seite 138 ↩︎
  26. Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) ↩︎
  27. Salzburg Wiki ↩︎
  28. Die dargestellte Zeitschrift stammt aus dem Jahr 1954 ↩︎
  29. Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934 – 1945, Dr. Christa Mitterrutzner, Dr. Gerhard Ungar, Österr. Bundesverlag, 1991 DÖW, Pöchl-Druckgesellschaft, ISBN 3-215-06564-9, Seite 372 ff. ↩︎
  30. Auszug aus den Vernehmungsakten ↩︎
  31. Auszug aus den Vernehmungsakten durch das DÖW publiziert ↩︎
  32. Auszug aus den Vernehmungsakten ↩︎
  33. KPÖ-Oberösterreich ↩︎