Funktionär*innen und Organisationsleben
Meine persönlichen gewerkschaftlichen Wurzeln reichen in die ÖGJ-Braunau und in den Jugendvertrauensrat der damaligen VMW Ranshofen – Berndorf AG zurück. In einer kleinen Serie will ich mich in diesem Blog mit der Entwicklung der Freien Gewerkschaften im Bezirk Braunau während der Ersten Republik beschäftigen.
Einzelne Artikel werden immer wieder ergänzt, wenn ich auf neue Daten stosse bzw. neue Unterlagen bekomme.
Mattighofen war ein Arbeiterort mit absoluter SDAP- Mehrheit. Wichtigster Betrieb war hier die Lederfabrik Vogl, die Anfang der dreißiger Jahre 700 bis 1000 Leute beschäftigte. Der Betriebsratsobmann, Josef Kaiser, war zugleich Bürgermeister.
Den Anfang will ich mit den Arbeiter*innen der Lederfabrik Vogl machen. Die Lederfabrik selbst wurde 1830 in Mattighofen gegründet und ist nach wie vor im Alltag von Stadt sichtbar.
Nebenbei ein Artikel über die Gewerkschaftsversammlung der Lederarbeiter in Mattighofen, die am 12. Februar 1923 stattfand. Der linksstehende Artikel erschien am 15.2.1923 im Tagblatt. Zu den Ereignissen rund um Koll. Scheinast und seinem Wirken in der Arbeiterkammer wird es einen eigenen Artikel geben.
Funktionär*nnen der Gewerkschaft der Lederarbeiter*innen in Mattighofen
Die hier angeführten Kolleg*innen wurden in diversen Zeitungsartikeln erwähnt.
Gewerkschaftsversammlung am 17. Mai 1922
- Betriebsratsobmann: Scheinast
Jahreshauptversammlung im April 1923
- Obmann: Krammer
Jahreshauptversammlung im Jänner 1928
- Obmann: Georg Forstenpoitner
- Stellvertreter: Josef Vilskotter
- Kassier: Josef Angleitner
- Stellvertreter: Josef Kaiser
- Schriftführer: Johann Armstorfer
- Stellvertreter: Karl Bernroider
- Kontrolle: Roman Teichstätter und Alois Turner
- Beiräte: Franz Langmaier, Franz Eiter, Johann Brunner, Hans Scheinast, Georg Maier, Georg Sperl, Franz Zimmerbauer, Josef Enhuber
1931
- Obmann: Ecker
- Kassier: Josef Kaiser
- AK-Rat: Hans Scheinast
1932
Jahreshauptversammlung im Februar 1932
- Obmann: Ecker
- Kassier: Josef Kaiser
- AK-Rat: Hans Scheinast
- Zimmerbauer
ORGANISATIONSLEBEN
1922
Gewerkschaftsversammlung 17. Mai 1922
Unterstützungsregelung für kranke Arbeiter und Familienangehörige durchgesetzt
Betriebsrtasobmann Scheinast
Betriebsratsobmann Genosse Scheinast berichtete von den erfolgreichen Lohnverhandlungen in Wien und mit der Fa. Vogl, die nicht dem Industriellenbund der Lederindustrie angehört. Zusätzlich gab es eine Betriebsrätebeschluss, dass ab 24. April nach der vierten Woche Krankenstand 3000 Kronen und für jedes zu versorgende Familienmitglied 1000 Kronen pro Woche ausbezahlt wird.
1923
Erwähnungen von Ausrinandersetzungen mit den Gelben Gewerkschaften und den Hakenkreuzlern. Referent war Genosse Hadt aus Linz.
Betriebsratswahlen in Mattighofen
Freie Gewerkschaften – 451 Stimmen – 10 Mandate
Liste der vereinigten Gegner – 109 Stimmen – 2 Mandate
1926
Lohnerhöhung von drei Prozent für die Lederarbeiter*innen
Bericht des Landesverbandes der Oberösterreichischen Gewerkschaften über das Jahr 1926
1927
Betriebsratswahlen in Mattighofen am 22. März
Wie wir erfahren, haben die Frauen beschlossen, jenen Männern, welche diesmal christlich gewählt haben, ihre alten Unterröcke zur Verfügung zu stellen.
Freie Gewerkschaften – 470 Stimmen – 8 Mandate
Christliche Gewerkschaften – 132 Stimmen – 2 Mandate
Deutsche Gewerkschaften (Hakenkreuzler) – 27 Stimmen – 0 Mandate
1928
Jahresversammlung, am 28. Jänner 1928
Trotz der öffentlchen Diskreditierung der Bezirkszeitung, die in erster Linie die Interessen des Gewerbes und der Bauern bediente, konnte ein Mitgliederzuwachs erreicht werden. Das Hauptreferat hielt Sekretär Genosse Fürlinger aus Braunau.
Weihnachtsfeier am 23. Dezember 1928
Es war die Weihnachtsfeier der Freien Gewerkschaften der Lederarbeiter und Brauereiarbeiter. Festredner war Landtagsabgeordneter Genosse Baumgartner aus Salzburg. Firmenchef Ludwig Vogl spendet S 2000.- für die Weihnachtsfeier. Genosse Kaiser führte durch die Feier.
1930
Weihnachtsbescherung der Lederarbeiter*innen
Unterstützung der alten Pioniere, die länger arbeitslis sind. Am Nachmittag Christbaumbescherung für die Kinder. Die Festrede hielt Genosse Seibert aus Linz. Unterstützt wurde die Feier durch einen Beitrag von 2000.- Schilling vom Firmenchef Ludwig Vogl.
1931
Versammlung der Lederarbeiter*innen am 1. August 1931
Es wurden die Vorkommnisse bei der BR-Wahl durch die christlichen Gewerkschaften behandelt. Im Artikel werden auch die Umtriebe der Nationalsozialisten in Mattighofen beschrieben.
1932
Jahresversammlung der Lederarbeiter*innen am 7. Februar 1932
Wiederum Mitgliederzuwachs im Jahr 1931. Insgesamt wurden 6000.- Schilling an Mitglieder ausbezahlt. Als Referent wurde Genosse Lange aus Wien begrüsst.
Quellenangaben
- Traditionsreiche Lederfabrik in Mattighofen wird zugesperrt – OÖ. Nachrichten vom 4. Mai 2013
- Tagblatt 27.5.1922 – Seite 5 vom Onlinearchiv der Österr. Nationalbibliothek
- Tagblattartikel vom 15.4.1923 vom Onlinearchiv der Österr. Nationalbibliothek
- Tagblattattikel am 13. September 1923 – Seite 5 vom Onlinearchiv der Österr. Nationalbibliothek
- Tagblattattikel am 1. April 1927 vom Onlinearchiv der Österr. Nationalbibliothek
- Tagblattattikel am 8. Februar 1928 – Seite 8 vom Onlinearchiv der Österr. Nationalbibliothek
- Tagblattartikel am 6. Jänner 1929 – Seite 10 vom Onlinearchiv der Österr. Nationalbibliothek
- Tagblattartikel vom 4.1.1930 vom Onlinearchiv der Österr. Nationalbibliothek
- Tagblattartikel vom 9.8.1931 vom Onlinearchiv der Österr. Nationalbibliothek
- Tagblattattikel am 12. Februar 1932 – Seite 8 vom Onlinearchiv der Österr. Nationalbibliothek
- Arbeiterschaft und Nationalsozialismus in Österreich, Rudolf G. Ardelt und Hans Hautmann, 1990, Europaverlag – Artikel von Helmut Konrad – Das Werben der NSDAP um die Sozialdemokraten 1933-1938, Seite 63, ISBN 3-203-51052-9