Manfred Ackermann

Artikel zum Rundgang am Urnenhain – verfasst von Brigitte und Werner Drizhal

Die Familie übersiedelte 1899 nach Wien-Leopoldstadt, wo Manfred Ackermann die Volks-, Bürger- und später die Handelsschule besuchte. Nach einer kurzen Tätigkeit in einem Kohlengroßhandelsbetrieb wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Ab Herbst 1918 war Ackermann Mitglied des Wiener Volkswehrbataillons Frey1. Beim Militär lernte er den Vater Bruno Kreiskys, Max Kreisky, kennen und schloss sich den Sozialdemokraten an. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde er damit beauftragt, die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) in der Brigittenau zu organisieren. In nur drei Jahren formte er aus einer Gruppe von 17 Jugendlichen eine Organisation von mehr als 1.000 Mitgliedern.

Bereits in jungen Jahren für die „Freie Schule“ und für Schuldemokratie aktiv.

Bei einer Kundgebung2 der sozialistischen Jugendorganisationen und des Verein Freie Schule demonstrierten hunderte Jugendliche gegen die Wiedereinführung des Religionsunterrichts und des Abend-unterrichts in den Fortbildungsschulen. Sie forderten eine Stärkung der Schul-
gemeinschaften und der Schülerräte.

Manfred Ackermannist ist in zahlreichen Sektionen und Veranstaltungen unterwegs, wo er zu Themen über die Jugendarbeit referiert und für eine moderne Weiterbildung der jugendlichen Arbeiter:innen wirbt.

Beim 7. ordentlichen Verbandstag3 am 7. und 8. September 1923 werden in den Verbandsvorstand gewählt:
Manfred Ackermann, Aurelie Heinz, Karl Heinz, Karl Holoubek, Otto Felix Kanitz, Anton Kimml, Alfred Migsch, Hans Phillip, Anton Proksch, Hans Riemer, Josef Sterk und Leopold Thaller.

Ab 1923 reorganisierte Ackermann die Jugend des “Zentralvereines der kaufmännischen Angestellten” und baute sie zu einer der stärksten und aktivsten Jugendorganisationen aus. Ackermann war auch einer der Mitbegründer der “Sozialistischen Jungfront”, einer Organisation, die als Vorläuferin der Jungen Generation (JG) angesehen werden kann.

Manfred Ackermann ehelichte 1926 Paula Popp. 1927 kam Sohn Peter zur Welt. Die Familie bezog eine Wohnung am Brigittaplatz 11, die sie, vor der Flucht vor den Deutschen Truppen, 1938 kündigten. 2008 wurde ihr einstiges Wohnhaus Manfred-Ackermann-Hof benannt4.

Die Angestelltenjugend in Beruf und Gewerkschaft – „Die Ära Ackermann5

Beim zweiten Kongress der oberösterreichischen Angestelltenjugend Anfang April 1931 im Sitzungssaal des Linzer Rathauses hielt das Hauptreferat Manfred Ackermann mit dem Titel „Die Angestelltenjugend in Beruf und Gewerkschaft6“.

Die kapitalistische Welt kann der Jugend von heute kein Berufsideal mehr geben. Erst in der sozialistischen Wirtschaft wird die Arbeit wieder Sinn und Inhalt des Lebens werden.

Zum Abschluss wurde eine Resolution verabschiedet und der Vorsitzende des Kongresses, Koll. Sinzinger, bedankte sich bei allen Teilnehmer:innen.

Der Kampf um Demokratie gegen die Austrofaschisten und die Nazis

Der Leiter der Jugendsektion im Zentralverein der kaufmännischen Angestellten Österreichs (heute Gewerkschaft gpa) und Redakteur der Gewerkschaftszeitung „Angestellten-Zeitung“, Manfred Ackermann, kämpfte bei den Februarkämpfen 1934. Er wurde nach dem sofortigen Verbot der SDAP im Geheimen Gründungsmitglied und erster Vorsitzender der Revolutionären Sozialisten. Bereits im März 1934 wurde er jedoch verhaftet und bis Sommer 1935 im Anhaltelager Wöllersdorf gefangen gehalten. Nach seiner Freilassung war Ackermann weiter „illegal“ tätig, was zu seiner erneuten Inhaftierung von November 1937 bis März 1938 führte7.

Nach dem “Anschluss” flüchtete Manfred Ackermann nach Frankreich. Ein von Fini Muhr und Robert Uhlir organisierter Reisepass auf den Namen Hübner ermöglichte seine Flucht vor dem Hitler-Faschismus. Über Umwege gelangte er zur Tagung der österreichischen Sozialisten in Brüssel, übersiedelte nach Paris und trat dort Buttingers Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten (AVÖS – Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten) bei. Die konstituierende Sitzung der AVÖS fand vom 1. bis 2. April 1938 unter Führung von Joseph Buttinger statt. An ihr nahmen neben Buttinger und Otto Bauer die sozialdemokratischen Funktionäre Friedrich Adler, Otto Leichter, Oscar Pollak, Josef Podlipnig, Karl Hans Sailer und Manfred Ackermann teil.

Im Jahr 1940 gelang ihm die Flucht über Spanien und Portugal in die USA.

Friedrich Adler gründete 1942 das Austrian Labor Committee und Manfred Ackermann gehörte zum engeren Ausschuss und war mit Ernst Papanek für Veranstaltungs- und Bildungsarbeit zuständig8.

In New York fand er zunächst eine Anstellung als Hilfsarbeiter in einer Herrenkleiderfabrik und engagierte sich bald in der Textilarbeitergewerkschaft Amalgamated Clothing Workers of America (ACWA)9, ab 1953 als deren hauptamtlicher Sekretär.

Nach seiner Pensionierung im Jahr 1964 kehrte er nach Österreich zurück, hielt Vorträge, war einer der Initiatoren des “Jugendkontaktkomitees” im Bund Sozialistischer Freiheitskämpfer, und bis ins hohe Alter als unermüdlicher Volks- und Erwachsenenbildner tätig.

Ackermann erhielt u. a. 1969 das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 1973 den Professorentitel sowie 1978 das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs.

„Wenn es so etwas gäbe wie ein Pantheon der österreichischen Sozialdemokratie, dann hätte Manfred Ackermann dort ganz gewiss einen sicheren Platz10.“


Quellenverzeichnis

  1. Österreichisches Biographisches Lexikon ab 1815 (2. überarbeitete Auflage – online) ↩︎
  2. ÖNB, digitales Archiv, Arbeiterzeitung am 12. April 1922 auf Seite 5 ↩︎
  3. ÖNB, digitales Archiv, Der jugendliche Arbeiter, Nummer 10, 1923, Seite 6 ↩︎
  4. Anläßlich des 125. Geburtstages von Manfred Ackermann in der SPÖ-Bildung ↩︎
  5. Der spätere wissenschaftliche Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes, Wolfgang Neugebauer, prägte in seiner Dissertation „Geschichte der sozialdemokratischen Jugendbewegung in Österreich“ den Begriff „Die Ära Ackermann“. ↩︎
  6. ÖNB, digitales Archiv, Tagblatt am 5. April 1931, Seite 10 ↩︎
  7. Wikipedia Ackermann Manfred ↩︎
  8. ÖNB, digitales Archiv, Austrian Labor Information, Nummer 1, 1942, Seite 4 ↩︎
  9. Amalgamated poster from 1949 (Smithsonian 1991.0792.19) ↩︎
  10. Mit diesen Worten würdigte einst Heinz Fischer einen der ganz großen Sozialdemokraten. ↩︎

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