Station 1 – Bürgerliche Revolution 1848.
1843 bis 1846 kommt es zu Revolten in Brünn, Prag, Reichenberg und anderen
böhmischen Städten, 1847 greifen diese auf Wien über; in Fünf- und Sechshaus brechen, wegen einer katastrophalen Missernte massive Brottumulte aus.
Am 13. März brach in Wien der Aufstand aus. – Die Wiener Regierung hatte weder Bittschriften und Forderungen, noch Versammlungen
beachtet. Vor dem Ständehaus in der Herrengasse versammelten sich
mehrere tausend Menschen, darunter viele Studenten, um den sofortigen Rücktritt der Regierung zu fordern. (Schießbefehl durch Erzherzog Albrecht)
15. März: Zensurabschaffung, Flucht Metternichs aus Wien
17. März: Begräbnis der Märzgefallenen auf dem Schmelzer Friedhof. Katholische, evangelische und jüdische Geistliche halten die Trauerfeier ab.
24. Juni: „Erster Allgemeinen Arbeiterverein“ durch Schuhmacher Franz Sander gegründet.
August 1848: Arbeitsminister Schwarzer senkte die Löhne der Erdarbeiterinnen bei den Notstandsbauten um 25% (Für 12 Stunden Arbeit wurde der Lohn von 20 auf 15 Kronen gesenkt – Männer bekamen für dieselbe Arbeit 25 Kronen – Verzehrungssteuer/Konsumsteuer zur Verteuerung der Lebensmittel innerhalb des Linienwalls). Von der Kürzung waren etwa 8000 Frauen betroffen. Wegen dieser Lohnkürzungen entschlossen sich die Erdarbeiterinnen in Wien am 21.August 1848 spontan zu einem Arbeiterinnenaufstand. Es war die erste Frauendemonstration in Österreich.
23.8. ArbeiterInnendemo im Prater – mit blanken Säbeln schlagen sie von den Pferden herab auf die Frauen ein. (22Tote, 300 Verletzte). Nach der Praterschlacht wird der
„Erste Wiener Demokratische Frauenverein“ von Karoline Perin gegründet.- den ersten politischen Frauenverein in Österreich. Den Verein gab es 2 Monate. Die Frauen organisierten eine Demo am 17.10.1848 vor dem Wr. Reichstag. Beschimpfung der Frauen als Flintenweiber, Marktschreierinnen, Freudenmädchen, schmutzige Amazone – denn Politik ist fern dem weiblichen Gemüt. Perin wurde später von der Polizei schwer mißhandelt – ihr Vermögen konfisziert – für psychisch krank erklärt – das Sorgerecht für die Kinder wurde ihr entzogen und musste Wien verlassen.
26. – 31. Oktober: Kaiserliche Truppen unter Windisch-Graetz und Jelačić beginnen mit der Beschießung und Rückereroberung Wiens – Hinrichtungen Blum/Becher (Lebensgefährte von Perin)/ Messenhausers/…
In den Jahren 1929 und 1930 wurden zahlreiche Straßen in Wien Penzing nach in Wien gefallenen Teilnehmern der Revolution benannt (25 Männerstr. – 1 Frauenstr.): Schamborgasse, nach Margarete Schambor (1818–1848), Wäscherin, und Rosina Schambor (1822–1848), Dienstmagd
Die Frauen Wiens in der bürgerlichen Revolution 1848
1848 in Wien – die erste Frauendemonstration Österreichs
Opfer der Märzrevolution 1848
2. Station – Gruppe 40: Gedenkstätte an die ermordeten Widerstandskämpfer-
Innen durch die Gestapo – Spiegelgrund – Hadersdorf – Hinterbrühl – Andenken
an die Toten in mehreren ehem. Konzentrationslagern – Med. NS-Verbrechen
in Steinhof
In den Schachtgräbern dieser Gruppe wurden während der NS-Herrschaft im Wiener
Landesgericht durch das Fallbeil hingerichteten Menschen verscharrt. Jeweils am Tage
der Urteilverkündigung verständigte der Vorstand der Untersuchungshaftanstalt Wien I,
streng vertraulich die Verwaltung des Zentralfriedhofs über die Überstellung der Leichen.
Von über 1200 Hingerichteten waren 600 WiderstandskämpferInnen.
Käthe Sasso: sie hat sich jahrelang für die Erhaltung und Würdigung der Gräber eingesetzt. Widerstand wird nicht alt – ein Video am Blog www.rotespuren.at
Apollonia Binder: wegen Mitarbeit in einer polit. Illegalen marxistisch eingestellten Organisation am 26.4.1944 hingerichtet. Sie war Verbindungsperson zu anderen KPÖ-FunktionärInnen und sie hat manchmal KPÖ-Beiträge weiter geleitet.
Hedwig Urach: Schneiderin, Kinderfreunde, KJV, Leitungsmitglied der KPÖ – aus der Urteilsbegründung: „Der Ausgang des Krieges wird entscheidend dafür sein, ob es in Zukunft noch eine deutsche Volksgemeinschaft, ja überhaupt eine deutsche Kultur geben wird …. Jeder Versuch die Geschlossenheit des deutschen Volkes zu untergraben, ist ein Verräter am deutschen Volk und muss als solcher behandelt werden. Deshalb verlangt auch das gesunde Volksempfinden, dass gegen die Angeklagten die schwerste Strafe verhängt wird, die das Gesetz zulässt. Die Angeklagte Urach ist nach ihrer ganzen Verteidigung offenbar auch heute noch überzeugte Kommunistin und mit Rücksicht auf ihre überdurchschnittliche Intelligenz als solche gefährlich… – Brief von ihr vorlesen.
3 Fragen die hier behandelt werden können:
- War Österreich 1938 Opfer oder war Österreich Täter?
- Wie ist das mit derzeitigen Diskussion um Sicherungshaft heute?
- Was bedeutet das für uns?
Käthe Sasso hat sich jahrelang für die Erhaltung und Würdigung der Gräber der Gruppe 40 eingesetzt
Gruppe 40 – Apollonia Binder
Gruppe 40 – Opfertheorie verschwindet nicht
Gruppe 40
Gruppe 40 – Mein Kopf wird euch auch nicht retten
Gruppe 40 – Ella Lingens
Buchenwald – Gruppe 40
Schachtgräber Gruppe 40 – Johanna Cupal
Ein paar Gedanken zur Gruppe 40
Gruppe 40 – Gedenken an Auschwitz
Gruppe 40 – KZ Hinterbrühl
Gruppe 40 – Gedenken an Hadersdorf
Gruppe 40 – Gedenktafel KZ Hinterbrühl
Gruppe 40 – Gedenkstätte Spiegelgrund
Die Schachtgräber der Gruppe 40
Opfer oder Täter
Opfer des nationalsozialistischen Unrechtsregimes
3. Station – Adelheid Popp
Am 4. März 1919 konnten endlich die ersten weiblichen Abgeordneten im österr. Parlament angelobt werden. Unter ihnen befand sich Adelheid Popp, die auf drei Jahrzehnte des Kampfes für das Frauenwahlrecht zurückblicken konnte.
Sie arbeitete ab dem achten Lebensjahr – ab dem zehnten Lebensjahr als Dienstmädchen und Näherin – ab 1883 als Fabriksarbeiterin erst in einer Fabrik für Bronzeerzeugnisse, dann in einer Korkfabrik. Mit 13 Jahren erkrankte sie schwer.
1889 Mitglied des Wiener Arbeiterinnen Bildungsvereins und 1892 Gründerin der Arbeiterinnenzeitung. Als Vorsitzende der ersten sozialdemokratischen Frauenwahl-rechtsversammlung fordert sie mit Lotte Pohl und Amalie Seidl das passive Wahlrecht aller Staatsbürger ohne Unterschied des Geschlechts. Von 1898 bis 1934 war sie Vorsitzende des sozialistischen Frauenreichskomitee.
Adelheid Popp war Mitbegründerin des Internationalen Frauentages beim SozialistInnenkongress in Kopenhagen. Mit dem Frauentag 1914 gab die Arbeiterinnen-bewegung international ein starkes Zeichen von sich. Beim dritten internationalen Sozialistinnenkongress in Wien wollte sie mit Clara Zetkin, Luise Zietz und Anna Boschek eine Frauenwahlrechtskampagne und Initiativen gegen den drohenden Krieg setzen.
Auszug aus Tipps von ihr als Kursleiterin bei Rednerinnenkurse: „Die geleckte Form macht bei einem Arbeiterpublikum nicht entfernt die Wirkung hat wie einem bürgerlichen Publikum. Arbeiter legen den Hauptwert auf die innere Gediegenheit, den gedanklichen Feingehalt, und lassen sich nicht von der Fasson über Dürftigkeit und Hohlheit des Inhalts hinwegtäuschen. Den stärksten Eindruck macht die Rednerin, die von dem, was sie spricht, vollkommen überzeugt und dafür begeistert ist.“
Herzlichen Dank an Pia Lichtblau, die für diese Station wichtige Recherchearbeit geleistet hat. Ein Dankeschön an Gernot Trausmuth für sein Buch über Adelheid Popp – “Ich fürchte niemanden”.
Adelheid Popp, geb. Dworak
Ich fürchte niemanden
Adelhaid Popp
4. Station – Gedenkstätte zum Juli 1927
Halb Wien war auf den Beinen. Einige Arbeitergruppen zogen auf die Ringstrasse – sie waren unbewaffnet. Eine Truppe berittene Polizei versuchte die Gruppe vom Ring abzudrängen. Im darauffolgenden Konflikt wehrten sich die Massen und eine Gruppe Polizisten flüchtete in den Justizpalast. Die Schutzbündler konnten die Massen nicht beruhigen. Ausbruch des Brandes im Justizpalast. Die eingeschlossenen Polizisten wurden durch Schutzbündler befreit.
Während der Löscharbeiten eröffneten Polizisten vor dem Justizpalast mit einer Gewehrsalve das Feuer in die dicht gestauten Massen. Mehr als 90 Menschen mussten ihr Leben lassen. Wilhelm Ellenbogen sprach die Totenrede für die Partei und die Gewerkschaft.
„…Und euren Angehörigen, die grammgebrochen um eure Särge versammelt sind, mag
es zum Troste gereichen, wenn wir euch sagen, dass euer Andenken allen künftigen
Generationen heilig sein wird….“
Politjustiz ging weiter:
88 Menschen wurden durch die Polizei erschossen. Massenverhaftungen und Massendenunziationen – 919 Menschen wurden zur Anzeige gebracht. Bei 317 Anzeigen musste die Strafverfolgung eingestellt werden, obwohl sie mehrere Wochen in Haft waren. Bei den Prozessen wurden harmloseste Delikte unter schwere Anklage gestellt. Leute, die Autos angehalten haben, um Verwundete abzutransportieren, wurden wegen Erpressung zu Kerkerstrafen verurteilt.Morde und Meuchelmorde von einzelnen Polizisten blieben frei von jeder Verfolgung und Strafe.
Eine tragische Geschichte von Franz Bolzer über seine Frau: Ich traf sie am Nachmittag vor dem Stadtschulratsgebäude, wo sich eine Sanitätsstation befand. Eben trug man einen Schwerverletzten auf einer Tragbahre herbei. Meine Frau, die während des Krieges Pflegedienst versehen hatte, sprang hilfsbereit hinzu, um ihre Kenntnisse zur Verfügung zu stellen. In demselben Moment aber kamen vom Schwarzenbergplatz her im schnellsten Laufschritt Polizisten mit Gewehren, und obwohl kein Aufstand war, ja nicht einmal Rufe gegen die Polizeimannschaft ausgestoßen wurden, begann diese eine wilde Schießerei. Sie wurde mit einem Schuss in den Hinterkopf getötet.
5. Station – Margarete Schütte-Lihotzky
Am 23.1. 1897 wird Grete Lihotzky in Wien als Tochter eines österreichischen
Staatsbeamten geboren. Grete wächst gemeinsam mit ihrer um vier Jahre älteren
Schwester Adele auf. Die beiden Schwerstern besuchen die öffentliche Volksschule,
danach vier Jahre die Bürgerschule. Adele wird Lehrerin. Grete verbringt nach ihrem Schulabschluss ein Jahr zu Hause und nimmt Privatunterricht bei dem Maler Maierhofer. Anschließend besucht sie zwei Jahre die K. K Graphische Lehr- und Versuchsanstalt und nimmt am Kopf-, Akt- und Ornamentalen Zeichnen teil.
1919 hat sie als erste Frau, in Österreich ein Architekturstudium abgeschlossen. Sie arbeitet mit Otto Neurath und Adolf Loos zusammen und beschäftigt sich mit dem Siedlungsbau und der Rationalisierung der Hauswirtschaft.
Es war Margarete Schütte-Lihotzky, die als Architektin 1926 diesen Gedanken der Arbeitsoptimierung mit der industriellen Massenfertigung auf den Wohnungsbau übertrug, indem sie den Küchenarbeitsplatz nach ergonomischen und praktischen Erwägungen gestaltete, ohne die Bezahlbarkeit für breite Schichten außer Acht zu lassen.
Mit ihrem Mann Wilhelm Schütte plante sie Wohnbauten und Kindereinrichtungen, ja sogar Stadtplanungskonzepte für Nowosibirsk, Magnitogorsk und Moskau entwickelte. 1937 verließen Margarete Schütte-Lihotzky und ihr Mann die Sowjetunion, lebten in London, Paris, Istanbul. Dort lernt sie den Architekten Herbert Eichholzer kennen, der eine österreichische antifaschistische Widerstandsgruppe in der Türkei aufbaut.
Im Dezember 1940 fährt Margarete nach Wien, um für die Verbindung des österreichischen Widerstands mit dem Ausland zu sorgen. Nach einigen Wochen wird sie von der Gestapo verhaftet, vom Berliner Volksgerichtshof nach Beantragung der Todesstrafe zu fünfzehn Jahren Zuchthaus verurteilt.
1995 gehörte sie zu jener Gruppe österreichischer NS-Verfolgter, die Jörg Haider nach einer Debatte im österreichischen Parlament über ein rassistisch motiviertes Bombenattentat, dem vier österreichische Roma zum Opfer fielen, öffentlich anklagte. Als 100jährige Aktivistin unterschreibt sie 1997 das Frauenvolksbegehren.
Ihr Schicksal berührt und empört mich. Sie war im Widerstand, überstand Gestapo-Haft und Todesurteil, aber bekam nach ihrer Rückkehr nach Österreich 1945, weil den Kommunisten zugeordnet, nie mehr einen Auftrag.
Kathrin Stemberger, Schauspielerin
6. Station – Rosa Jochmann
Auszug aus einem Interview mit Rosa Jochmann – Zeitzeugen – Maria Sporrer, Herbert Steiner
Rosa, wenn du dein Leben noch einmal beginnen könntest, würdest du es anders leben? Oft denke ich mir, dass ich viel mehr hätte lernen sollen. Mein Verhalten könnte ich aber nicht ändern. Dem Sozialismus dienen aber würde ich auf jeden Fall und dies aus einem einfachen Grund: ICH LIEBE DIE MENSCHEN
Rosa und ihre Geschwister wuchsen zweisprachig auf, mit Deutsch und Tschechisch. Der Vater war Eisengießer und Sozialdemokrat, wegen seines Engagements oft arbeitslos. Zwar hing in der kleinen Wohnung ein Bild von Karl Marx (der so aussah, wie Rosa sich Gott vorstellte), doch wusste der Vater wohl nicht so genau, was dieser Mann forderte. Die Mutter arbeitete als Wäscherin und als Bedienerin und brachte täglich gerade den Gegenwert von zwei Laib Brot heim. Für die Familie bedeutete dies oft, hungrig zu Bett zu gehen. Die Eltern bekamen sechs Kinder, von denen jedoch zwei relativ jung starben. Man wohnte mit zwei Bettgehern auf Zimmer und Küche.
Schon bald übersiedelte die Familie in den 11. Bezirk Simmering, wo sie in verschiedenen Miethäusern wohnte, bis sie schließlich eine Wohnung in den 1912 errichteten Krankenkassenhäusern in der Braunhubergasse bekam. Rosa besuchte fünf Klassen Volksschule und drei Klassen Bürgerschule. Mit 14 Jahren verlor sie ihre Mutter Josefine, die im Alter von 41 Jahren an „Erschöpfung“ starb.
Vorsitzende des Bundes sozialistischer Freiheitskämpfer
Von 1959 bis 1967 war Rosa Jochmann Frauenvorsitzende der
SPÖ; als langjährige Vorsitzende des Bundes sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus – von 1948 bis 1990! – war sie stets bemüht, das Andenken an die Greuel des Faschismus lebendig zu erhalten.
Station 7 – Hertha Firnberg
Hertha Firnberg wurde am 18. September 1909 als älteste Tochter von Anna, geb. Schamanek (beamtin), und Dr. med. Josef Firnberg im bürgerlichen 18. Wiener Gemeindebezirk, Währing, geboren. Nach der Volksschule besuchte sie die Mittelschule im 17. Wiener Bezirk, Hernals, in der Kalvarienberggasse (wo Alfred Adler 1888 maturiert hatte) und schloss sich dort 1926 dem Verband Sozialistischer Mittelschüler (VSM) an, in dem sie bald stellvertretende Vorsitzende wurde. Als Studentin an der Universität Wien war sie Mitglied des Verbandes Sozialistischer Studenten (VSSt) und trat 1928 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, der führenden Partei des „Roten Wien“, bei.
Firnberg begann Jus zu studieren und brach dieses Studium aufgrund der Absichtserklärung eines ihrer Professoren, keine Frauen bei der Prüfung durchkommen zu lassen, ab. Sie wechselte in das wirtschaftliche Fach und promovierte 1936 mit einer wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Dissertation.
Als sie 1948 in der niederösterreichischen Arbeiterkammer als Angestellte begann, befand sich diese erst im Wiederaufbau nach dem Krieg. Firnberg wurde dann leitende Sekretärin, Abteilungsleiterin für Statistik und Leiterin der Studienbibliothek.
Firnberg war 1959–1963 für Wien Mitglied des Bundesrats und 1963–1983 Abgeordnete zum Nationalrat. 1967 folgte sie Rosa Jochmann als Vorsitzende der sozialistischen Frauen nach und hatte diese Position bis 1981 inne. Ihre politische Heimat war die SPÖ-Bezirksorganisation im klassischen Wiener Arbeiterbezirk Favoriten.
Als Bruno Kreisky 1970 sein erstes Kabinett bildete, wurde Firnberg zunächst zur Ministerin ohne Portefeuille bestellt, aber mit dem Auftrag, ein Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung zu gründen. Das Ministerium wurde per Gesetz am 24. Juli 1970 gegründet, Firnberg zur ersten Wissenschaftsministerin Österreichs berufen. Sie war nach Grete Rehor erst die zweite Ministerin in der Geschichte Österreichs. In ihre Amtszeit als Ministerin (1970–1983) – sie gehörte auch den Bundesregierungen Kreisky II, Kreisky III und Kreisky IV an – fiel die Universitätsreform 1975 (Universitätsorganisationsgesetz 1975).
Station 8 – Johanna Dohnal
Sie besuchte die Volks- und Hauptschule in Penzing. Wiederholte Verschickungen in Kinderheime, da Johannas Mutter Tuberkulose hatte. Sie erlernte den Beruf „Industriekaufmann“ und heiratete mit 18 Jahren Franz Dohnal.
1971: Wahl zur Vorsitzenden der Penzinger Sozialistinnen. Der Kampf um die Fristenregelung sensibilisiert Johanna Dohnal für Frauenanliegen. 1977 initiierte Johanna Dohnal die ersten Selbstbewusstseinsseminare für Frauen.
Landesfrauensekretärin der SPÖ Wien 1972–1979 – Mitglied des Wiener Gemeinderates und Abgeordnete zum Wiener Landtag 1973–1979 und Staatssekretär(in) im Bundeskanzleramt, 05.11.1979 – 17.12.1990
1978: Johanna Dohnal bzw. die Wiener Sozialistinnen starteten die ersten Vorbereitungskurse für Mädchen, die einen technischen Beruf ergreifen wollen. Begleitet wurden diese Kurse durch die Aktion „Werkelfrau und Schlossermädchen“.
Am 1. November 1978 eröffnete das von Johanna Dohnal durchgesetzte erste Frauenhaus in Wien.
1980 wird Dohnal von Bundeskanzler Bruno Kreisky mit der Abwicklung des Nationalfonds „Hilfe für Kinder der Dritten Welt“ betraut. Damit beginnt ihr Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit.
Johanna Dohnal gründete 1981 als sozialistische Funktionärin sowohl auf Bundes- als auch auf Wiener Ebene den Arbeitskreis „Frieden – Abrüstung – Dritte Welt“.
Im Strafrechtsänderungsgesetz 1987 kam es zu einer Verbesserung der Situation des Opfers in einem Strafverfahren gegen einen Sexualstraftäter. Ergänzt wurde das Gesetz 1994 durch die Einführung der „schonenden Vernehmung“ von Frauen und Kindern, die Opfer von Gewalt wurden.
1988: Beseitigung der Schenkungssteuerpflicht für nicht erwerbstätige Ehefrauen (diese mussten bis dahin für ihren Anteil am Wohnungseigentum Schenkungssteuer zahlen), da nach dem neuen Familienrecht Haushaltsführung ebenso wie Erwerbstätigkeit als Beitrag zum Unterhalt zählt.
1989 folgt die endgültige Beseitigung der automatischen Amtsvormundschaft für uneheliche Kinder, die Ermöglichung von Teilzeitarbeit für Eltern von Kleinkindern im Einvernehmen mit dem Arbeitgeber sowie die erbrechtliche Gleichstellung unehelicher Kinder mit ehelichen.
Bundesfrauenvorsitzende der SPÖ 1987–1995, Stellvertretende Vorsitzende der SPÖ
Leise zu treten hat sich noch immer als Fehler erwiesen – Johanna Dohnal
Herzlichen Dank an Brigitte Drizhal für ihre Recherchearbeit zum Rundgang über Johanna Dohnal.
Station 9 – Barbara Prammer
„Wer das Ziel nicht kennt, wird den Weg nicht finden – Neue Antworten auf alte Fragen“
Dieser Titel ihres Buches lädt die Leserinnen ein sich mit ihr gemeinsam auf die Suche nach Antworten auf alte, immer gültige Fragen zu machen. Allen voran jene, wie Gerechtigkeit in der Gesellschaft hergestellt werden kann. Woran sich politisches Handeln orientieren muss, um bei Bürgerinnen und Bürgern auf Vertrauen zu stoßen. Warum Solidarität nicht aus der Mode ist. Wie Begeisterung für Demokratie geweckt werden kann. Der politische Weg der „Bergmannstochter“ in Oberösterreich führte sie bis an die Spitze des Staates, wo sie als Präsidentin des Nationalrates sehr für die Öffnung des Parlaments kämpfte. Die Demokratiewerkstatt ihr Lieblingsprojekt gilt als ein Vorzeigeprojekt wie man Jugendlichen Demokratie näher bringen kann.
Studium der Soziologie an der Universität Linz – AMS OÖ – Landesfrauenvorsitzende OÖ – Abgeordnete und Zweite Präsidentin im OÖ Landtag –Stv. Landesparteivorsitzende der SPÖ-Oberösterreich – Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Verbraucherschutz. Diese Funktion übte sie bis Februar 2000 aus.
Wahl zur Bundesfrauenvorsitzenden der SPÖ (bis 2009) – Vizepräsidentin der SIW (Socialist International Women) 2005–2012 – am 30. Oktober 2006 wurde sie zur Präsidentin des Nationalrates gewählt.