
Die Teilnahme an Studienreisen ist nur für Mitglieder möglich.
Kurzform des Programms
Freitag, den 21. November 2025
- 12:30 Abfahrt – Treffpunkt Station Handelskai (U6/S-Bahn)
- 14:00 Ankunft im Hotel in Krems
- 14:30 Ausstellung “Geschichte der Tabakfabrik Stein – zwischen Wohlfahrt und Widerstand” und Ich bin hier: Kunst im öffentlichen Raum: die symbolischen Teppiche auf Kremser Straßen und Plätzen plus Mosaik-Teppiche von Iris Andraschek/Hubert Lobnig.
- 16:00 Die NS-Verbrechen im April 1945: Rundgang um die Steiner Strafanstalt und der Friedhof in Stein
- 17:30 Abendessen und Lesung: Der Wein des Vergessens (Arisierung der Kremser Winzer) – Griechisches Lokal in der Steiner Landstraße (Zorbas)
Samstag, den 22. November 2025
- 07:30(/08:00) Frühstück im Hotel zum Goldenen Engel (Wiener Straße)
- 09:00 Treffpunkt vor dem jüdischen Friedhof in Krems – Rundgang dort
- 10:00 Bus 3 Station Krems Friedhof zum Bahnhof (beim Raimitz Kaffeepause) danach
- „Spaziergang“ durch Krems – Krems macht Geschichte
- 12:20 mit dem Bus 170 (Richtung Zwettl + Gmünd) vom Bahnhof zur Wiener Straße (3 min) und die Autos vom Hotel holen
- 12:45/13:00 Mittagessen in Pizzeria beim Flughafen Gneixendorf + Gedenkraum
- 14:00 STALAG XVII B Krems-Gneixendorf (Rundgang)
danach Kaffee in Pizzeria und Fahrt zum Friedhof in Hadersdorf - 15:45 Besuch der Gedenkstätte in Fels am Wagram (noch offen)
- 16:00 Besuch der Gedenkstätte in Hadersdorf
- 18:00 Ankunft in Wien
Anreise am Freitag, den 21. November 2025
- 12:30 Treffpunkt Station Handelskai (U6/S-Bahn)
- 14:00 Ankunft Hotel “Goldener Engel” in Krems
Unser Programm am Freitag
- Ausstellung: „Geschichte der Tabakfabrik Stein – zwischen Wohlfahrt und Widerstand“
Die neue Dauerausstellung der Universität für Weiterbildung Krems erzählt die Geschichte der 1850 gegründeten Tabakfabrik und ihrer Arbeiter:innen. Jahrzehntelang fanden Kremser Frauen in der Fabrik ihr Auskommen und kämpften selbstbewusst für ihre Rechte. Während der NS-Zeit war in der Tabakfabrik eine Widerstandsgruppe aktiv, die 1941 festgenommen wurde. - Ich bin hier: Kunst im öffentlichen Raum – Krems
Über 100 symbolische Teppiche auf Kremser Straßen und Plätzen erinnern an das Schicksal verfolgter, vertriebener und ermordeter Kremser Jüdinnen. Ein Kunstprojekt von Iris Andraschek.
- NS-Verbrechen in der Steiner Strafanstalt und der Friedhof in Stein
Eine angebliche “Revolte der Häftlinge” im Zuchthaus Stein – in Wirklichkeit deren Freilassung durch die Anstaltsleitung – nahmen SS-, Volkssturm- und Wehrmachtangehörige am 6. April 1945 als Vorwand, mehr als 200 Häftlinge in der Strafanstalt zu ermorden; weitere Dutzende Häftlinge wurden am 6. und 7. April im Stadtgebiet von Krems a. d. Donau und in der Umgebung erschossen. - Abendessen in einer griechischen Taverne
- Der Wein des Vergessens (Lesung)
Robert Streibel und Bernhard Herrman haben im Residenz Verlag einen historischen Roman über die Arisierung der Winzer Krems verfasst.
1938 befindet sich die Riede Sandgrube – eines der berühmtesten Weingüter der Wachau – im Besitz des jüdischen Geschäftsmanns Paul Robitschek, sein Partner ist August Rieger. Robitschek und der angebliche Baron sind Geschäftsfreunde und zugleich ein glamouröses Liebespaar. Die Denunziationen, dass Rieger der „Bettknabe des Juden“ sei, erleichtern die Arisierung jenes Besitzes, der zur Grundlage der berühmten Winzergenossenschaft Krems wird – ein Begriff für Wein & Kultur weit über die nationalen Grenzen hinaus.
Unser Programm am Samstag
- Frühstück
- Der Jüdische Friedhof in Krems an der Donau (Besichtigung)
ist der letzte in Krems eröffnete jüdische Friedhof und wurde mit der Errichtung im Jahr 1880/81 die Hauptbegräbnisstätte der Israelitischen Kultusgemeinde Krems. Der Friedhof steht unter Denkmalschutz. Schändungen in der Zwischenkriegszeit führten dazu, dass der ehemalige jüdische Friedhof am Turnerberg 1936 aufgelassen wurde. Die Gebeine der Toten wurden auf den neuen Friedhof überführt. - Spaziergang durch Krems – Krems macht Geschichte
Bei einem Rundgang durch die Stadt haben wir Gelegenheit zu sehen, inwieweit die Stadt und ihre Bewohner:innen Verantwortung für ihre Geschichte übernehmen. Seit den 1980er Jahren wurde die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus in Krems vorrangig von privaten Initiativen getragen. Seit 2019 berät der Historiker:innenbeirat den Gemeinderat, der immer wieder Initiativen zum kritischen Umgang mit Geschichte setzt. - Mittagessen
- STALAG XVII B Krems-Gneixendorf (Rundgang)
Während des Zweiten Weltkrieges befand sich auf dem Gebiet des heutigen Österreich eines der größten Kriegsgefangenenlager des Dritten Reiches – das Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager STALAG XVII B Krems-Gneixendorf.
Viele Jahre nach Kriegsende verweisen vier, an signifikanten Punkten des einstigen Lagerareals errichtete Tafeln mit der Aufschrift „Stalag XVII B ?“ auf die Dimensionen des weitgehend unsichtbar gewordenen Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlagers. Sie sollen gemeinsam mit mehreren Gedenksteinen auf der Flughafenstraße an das einst größte Kriegsgefangenenlager in Österreich und an das Schicksal der darin untergebrachten Menschen erinnern. - Fels am Wagram – Besuch der Gedenkstätte “Fels der Erinnerung”
Der Gedenkstein für jüdische Zwangsarbeiter wurde im August 2025 enthüllt. Im Juli 1944 waren insgesamt 72 ungarische Jüdinnen und Juden als Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Fels am Wagram registriert. Viele von ihnen konnten später als Opfer des Massakers von Hofamt/Priel am 2. Mai 1945 identifiziert werden. - Gedenkstätte in Hadersdorf
Robert Streibel schreibt in seinem Buch “April in Stein” zu Hadersdorf:
“In den vier Gruben liegen 61 Männer zwischen 70 und 30 Jahren, Bäckergehilfen neben Eisenbahner, Werkzeugmacher neben Spenglergehilfen, Schuhmacher neben Dreher und Rohrlegern, Griechen neben Kroaten und Wienern, Ottakringer neben Floridsdorfern, Favoritner neben Simmeringern und Hernalsern neben Währingern. Manche von ihnen sind an mehreren Schüssen gestorben, das heißt verblutet. Schädel, Gesicht, Brust und Hals wurde ihnen durchschossen. Herzlähmung oder Hirnzertrümmerung. Einem wurde der Schädel zerschlagen und einer ist an Erschöpfung gestorben, nachdem ihm mehrere Brüche an Händen und Beinen zugefügt waren”. - Ankunft in Wien um 18:00 Uhr
Blogartikel bei den Roten Spuren

Die Verdichtung der Gewalt – Hadersdorf
Die Erschießung ist zu Ende, die Kalksäcke sind leer. Die Gruben sind vier weiße Flecken an der Friedhofsmauer, die Schaufel für Schaufel immer mehr miteinander verschwimmen.
In den vier Gruben liegen 61 Männer zwischen 70 und 30 Jahren, Bäckergehilfen neben Eisenbahner, Werkzeugmacher…..

Gruppe 40 – Gedenken in Hadersdorf
In den letzten Kriegstagen wurden in Hadersdorf 61 freigelassene politische Gefangene aus Wien auf dem Heimweg von der SS in ein Massengrab geschossen, das sie zuvor selbst ausheben mussten. Die ARGE der KZ-Verbände und WiderstandskämpferInnen Österreichs führen alljährlich eine Gedenkveranstaltung an diese 61 Opfer durch.


Studientag in Krems – Teil 1
NS-Lager und Zwangsarbeit im Bezirk Krems (1939 – 1945)
Mitten in Krems befanden sich in der Zeit von 1939 bis 1945 zahlreiche Zwangslager, oft verdrängt, heute fast unsichtbar. Viele Kriegsgefangene mussten in lokalen Betrieben, in der Industrie oder auch in privaten Haushalten Zwangsarbeit leisten und hatten dabei auch Kontakt zur Bevölkerung. Aus einigen wenigen dieser Begegnungen entstanden Freundschaften, die bis heute Bestand haben.

Studientag in Krems – Teil 2
Krems macht Geschichte
KremsMachtGeschichte lädt dazu ein, sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus in Krems auseinanderzusetzen. Insgesamt gibt es 24 historische Stationen. Einige davon haben wir nach dem Mittagessen besucht.
Buchempfehlungen

“April in Stein”, Roman von Robert Streibel
Gebundene Ausgabe: 260 Seiten, Residenz Verlag
ISBN: 978-3-7017-1649-4
Während der NS-Gewaltherrschaft war das Zuchthaus in Krems-Stein das größte der „Ostmark“. Hier wurden Regimegegner eingesperrt – Kommunisten und „Saboteure“, Widerständler aus Österreich und Osteuropa. Am 6. April 1945 öffnet der Gefängnisdirektor angesichts der vorrückenden Roten Armee die Tore der Haftanstalt, doch SS, SA und lokale Bevölkerung jagen und ermorden Hunderte politische Häftlinge in einem beispiellosen Massaker. Einigen gelingt die Flucht, einige überleben versteckt im Keller, und ihre Berichte bilden die Grundlage von Robert Streibels vielstimmigem Panorama.

“Tod an der Schwelle zur Freiheit.
Das Zuchthaus Stein an der Donau wärend der Zeit des nationalsozialismus und die Ermordung von Häftlingen im April 1945 von Karl Reder
Gebundene Ausgabe: 544 Seiten mit zahlreichen Abbildungen und Tabellen, CLIO-Verlag, Graz 2024
ISBN: 978-3-903425-20-0
Das Werk liefert erstmals einen Einblick in die damalige Häftlingsgesellschaft und zeigt gleichzeitig auch die Auswirkungen der weiteren Radikalisierung der deutschen Justiz mit Beginn des Zweiten Weltkriegs auf den Strafvollzug und den Arbeitseinsatz der Gefangenen. Ergänzend dazu widmet sich Reder auch dem „Massaker im Zuchthaus Stein“ und der Ermordung von Justizhäftlingen im Raum Krems im April 1945. Bis zu 500 Insassen verloren dabei an der Schwelle zur Freiheit ihr Leben.

Nichts zu sehen?
Stalag XVII B Krems-Gneixendorf – eine topografische Vermessung
Karin Böhm, Edith Blaschitz
ISBN: 978-3-99126-207-7
22,5×24,5 cm, 144 Seiten, zahlr. farb. Abb., Hardcover
24,00 €
Nahe der zur Stadt Krems gehörenden Ortschaft Gneixendorf befand sich im Zweiten Weltkrieg das größte Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet des heutigen Österreich: das Stalag XVII B Krems-Gneixendorf. Zeitweise waren hier mehr als 60.000 Kriegsgefangene unterschiedlicher Nationalitäten interniert. Davon ist heute fast nichts mehr zu sehen. Ein Flugplatz mit Restaurant, querende Straßen, Wälder, Wiesen und Äcker nehmen den Platz ein. Im verwachsenen Gelände in der Nähe des Flugplatzes sind noch Fundamentreste der Baracken des Militärpersonals und weiter östlich ein massiv gebauter Wasserspeicher erhalten. Auf die Geschichte des Ortes verweisen Stahltafeln einer Kunstinstallation und verwitterte Gedenksteine.

Bernhard Herrman, Robert Streibel
Der Wein des Vergessens
256 Seiten, Format: 125 x 205
ISBN: 9783701716968
Ein dokumentarischer Roman, wie man ihn sich brisanter und spektakulärer nicht ausdenken könnte. 1938 befindet sich die Riede Sandgrube – eines der berühmtesten Weingüter der Wachau – im Besitz des jüdischen Geschäftsmanns Paul Robitschek sein Partner ist August Rieger. Robitschek und der angebliche Baron sind Geschäftsfreunde und zugleich ein glamouröses Liebespaar. Die Denunziationen erleichtern die Arisierung jenes Besitzes, der zur Grundlage der berühmten Winzergenossenschaft Krems wird – ein Begriff für Wein & Kultur weit über die nationalen Grenzen hinaus.

Plötzlich waren sie alle weg : die Juden der “Gauhauptstadt Krems” und ihre Mitbürger.
Streibel, Robert und Gabriele Anderl
296 Seiten, ISBN: 3854522231
Insbesondere der Abschnitt Familienschicksale läßt eine Ahnung von der Vielfältigkeit des jüdischen Lebens in Krems entstehen, wobei der Autor überdies die Anonymität der Opfer durchbrechen kann und stattdessen dankens-werterweise individuelle Umrisse der Menschen zeichnet.

Krems 1938–1945 – Eine Geschichte von Anpassung, Verrat und Widerstand
Robert Streibel
ISBN: 978-3-99028-330-1, 21×15 cm,
528 Seiten
Krems blieb jedoch immer mein Fluchtpunkt. Anfragen, Projekte und Führungen in Krems zwangen mich immer wieder, mich dem Gegenwind zu stellen. Vieles hat sich in den letzten Jahren gebessert. Und dennoch gibt es Rückschläge, wenn zum Beispiel die Ratsherrenprotokolle, die eine wesentliche Quelle zur NS-Geschichte der Stadt darstellten, durch ein „Versehen“ im Archiv der Stadt Krems vor wenigen
Jahren vernichtet wurden. Der Gegenwind scheint jedoch nachzulassen und eine Klimaänderung, sprich ein Rückenwind ist spürbar.
Medienhinweise

Für die Leichen wurden nach dem Massaker zwei Massengräber direkt im Hof ausgehoben. Jene, für die es keinen Platz mehr gab, wurden in die Donau geworfen. Das Morden ging aber noch weiter: Viele Häftlinge waren zu diesem Zeitpunkt schon entlassen und ahnten nicht, dass die Nationalsozialisten jetzt auch im Großraum Krems nach ihnen suchten.
Mehr Information…
STALAG XVII B Krems-Gneixendorf
Während des Zweiten Weltkrieges befand sich auf dem Gebiet des heutigen Österreich eines der größten Kriegsgefangenenlager des Dritten Reiches, das Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager (Stalag) XVII B Krems-Gneixendorf.
Zur Geschichte des Stalag XVII B Krems-Gneixendorf
Barbara Stelzl-Marx, Universität Graz

Videos
Menschenjagd in Krems
Der für die Entlassung verantwortliche Gefängnisdirektor, Franz Kodré und drei seiner Gefängniswärter werden von den Nazis hingerichtet, hunderte Männer beim Massaker in der Strafanstalt und in den umliegenden Orten wie z.B. Krems, Paudorf-Göttweig und Hadersdorf am Kamp ermordet.
Mehr Informationen…
…in Hadersdorf am Kamp
In Hadersdorf am Kamp in Niederösterreich wurden 61 Widerstandskämpfer gegen das Verbrecherregime der Nazidiktatur in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 am Friedhof in Hadersdorf am Kamp hingerichtet.